Wochenprognose: Fortbestand des zonalen Zirkulationsmusters mit erhöhtem NS-Aufkommen

Der Jänner war auf den Bergen mit einer positiven Temperaturabweichung von 3,6 K über dem langjährigen Mittel von 1981-2010  einer der mildesten Jänner in der Messgeschichte der ZAMG. Durch die Hochdruckdominanz bildeten sich aufgrund der jahreszeitlich bedingten negativen Strahlungsbilanz häufig Inversionslagen aus, woduch der Temperaturüberschuss in der gedeckelten Grundschicht mit 1,6 K deutlich geringer ausfiel (Quelle Jännerbilanz ZAMG).

Hinsichtlich Temperaturen tritt der Februar – zumindest in der ersten Hälfte – in die Fußstapfen des Vormonats. Die Zirkulation bleibt weiterhin zonal geprägt mit Zufuhr milder Atlantikluft (aktuell), kurz Unterbrochen von kühlen Rückseiten (kommende Wochenmitte). Der Unterschied im Wettercharakter ist die deutlich erhöhte Wetteraktivität im Alpenraum. 

 

Einen schnellen Überblick über die Wetterentwicklung in der ersten Februardekade und dem noch unsicheren Trend danach liefern die Ensemblerechnungen der Modelle. Wie gewohnt zeige ich die Enseblerechnungen der letzten 4 GFS-Modellrechnungen für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“:

 

Die für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Westwetterlage dauert bis Di an. Nach dem Zwischenhoch am heutigen Swird es ab morgen So deutlich feuchter. NS fällt nur im Gebirge oberhalb 1500m als Schnee.
Mit vorübergehende Winddrehung auf NW bis N  legt sich im Laufe des Di eine Kaltfront an die Alpennordseite; im Gepäck ein Schwall polarer Kaltluft und eine Packung Schnee für die Alpennordseite. Vor allem vom Arlberg bis zum Dachstein dürfte bis Do 1/2m Neuschnee bis in höhere Tallagen fallen.  Weiter im O fallen die Neuschneemengen wieder deutlich geringer aus und aufgrund der guten Durchmischung der Luftmasse wird sich im Flachland keine Schneedecke ausgehen. Südlich der Alpen von den Lienzer Dolomiten über Kärnten bis ins Südburgenland bleibt es weitgehend NS-frei.

Exemplarisch die vom aktuellen GFS-Lauf berechnete Geopotential-/Druckstruktur für kommenden Mi mit einer kurzen Nordstaulage:

 

Tiefdruckentwicklungen über dem NW-lichen Atlantik zwischen Neufundland und Südgrönland werden den Atlantikrücken rasch überlaufen und den Hochdruck mit WLA (Warmluftadvektion) in der Höhe nach O zum Alpenraum abdrängen. Die eingeflossene Kaltluft wird gedeckelt, im Gebirge wird es bis inkl. kommendes Wochenende mild und recht sonnig. „Wechselfrost“ und Nebelanfälligkeit stellt sich in den Niederungen ein:

 

Die hohe Dynamik am Nordatlantik mit zonal ausgerichteter Frontalzone zwischen Neufundland und GB lässt für den Alpenraum auch für den Beginn der zweiten Februardekade eine milde wechselhafte Wetswetterlage erwarten. Zwar fächert die Strömung über ME deutlich auf, aber Störungsauslaufer werden bis zu den Alpen wiederholt vordringen.

 

Exemplarisch die simulierte Geopotential-/Druckstruktur des aktuellen GFS-Laufe für kommenden So:

 

Betrachtet man den berechneten polaren Jetstream zum gleichen Zeitpunkt,  so lässt sich nur der oben beschriebende Trend ableiten:

 

Die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten in diesem meist leicht mäandrierenden Strakwindband liegen zwischen 150km/h und knapp 400km/h. Die Berechnungen zum Ende kommender Woche zeigen zum einen extrem hohe Windgeschwindigkeiten  und zum anderen eine glatte zonale Ausrichtung über dem Nordatlantik. Ich gehe davon aus, dass die Frontalzone bis ME immer wieder durchbricht.

 

Plausibel wird diese Entwicklung, wenn man den NH-PW (nordhemisphärischen Polarwirbel) betrachtet. Das steuernde Fragment verstärkt sich über NO-Kanada und intensiviert mit Kaltluftvorstößen auf den NW-Atlantik  sogar noch die  Dynamik der Frontalzone. Damit bleibt der Alpenraum in einer Grundströmung aus W bis WSW:

 

In meiner letzten Analyse/Prognose habe ich bereits auf die berechneten „winterfeindlichen“ Zirkulationsmuster der arktischen und nordatlantischen Zirkulation hingewiesen. Die aktuellen Berechnungen haben noch ein „Schäuferl“ draufgelegt.
Sowohl der NOAI als auch der AOI bleiben deutlich im positiven Bereich, was gegen einen nachhaltigen winterlichen Abschnitt in der ersten Februarhälfte spricht.

 

Oft benötigt es einen Impuls von der Stratosphäre in die Troposphäre, um eine nachhaltige Änderung der Zirkulation bzw. eine Störung des PW zu bewirken. Auch dies ist in der nächsten Zeit nicht zu erwarten. Das Displacement des stratosphärischen PW nach Eurasien ist nur von vorübergehender Natur. Im Laufe der ersten Februardekade kommt es zu einer deutlichen Konsolidierung und Rückverlagerung in Richtung Kanada, was in den berechneten stark westl. orientierten Zonalwinden unübersehbar wird:

Quelle: albany.edu

 

Dass das Eintreten der aufgezeigten Entwicklung eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, zeigt die große Übereinstimmung der Simulationen vom amerikanischen GFS und dem europäischen IFS.
Die gemittelten Berechnungen der Geopotential-/Druckstruktur zeigen zum Beginn der zweiten Februardekade bei beiden Modellen eine fast deckungsgleiche Westdrift, d.h. der Winter bleibt bei beiden Modellen auf dem Abstellgleis:

GFS

 

IFS des EZ

5 Gedanken zu „Wochenprognose: Fortbestand des zonalen Zirkulationsmusters mit erhöhtem NS-Aufkommen“

  1. Hallo Franz,
    nun sind diese ominösen Fronten natürlich auch über das östliche NÖ hinweggezogen, um die 120Km/h fegte es gestern 30Km südöstl. von Wien rein, aber der Niederschlag blieb kläglich, keine 2mm! Ich frage mich, woran das nur liegen mag? Sind die Fronten ausgemagert, bevor sie hier ankommen? An den Alpen kann es nicht liegen, so dass wir im Lee-Bereich liegen, denn die Fronten queren ja nicht die Alpen und kommen aus NW. Nach all meinen jahrelangen Beobachtungen stelle ich immer wieder fest, dass ergiebiger Niederschlag nur von einem Italientief herüberkommt. Uns nährt doch überwiegend das Wasser des Mittelmeeres, welches feuchtwarm mit den Wolken sich hier ausschüttet. Wie siehst Du das?
    LG von Anette

    1. Servus Anette,
      ja, so ist es: Alpenostrand, Wr. Becken, Marchfeld bekommen die Hauptniederschläge von Italientiefs. Das entspricht auch meiner Wahrnehmung.
      NW-Fronten bringen in der Regel auch ohne Leeeffekt im Wr. Becken keinen nennenswerten NS. Wenn die Fronten mehr aus W kommen – das sind meist Warmfronten – bekommt dass Wr. Becken meist nicht viel, aber etwas mehr ab, als bei Kaltfronten. Diesmal war es schon frappierend, wie der Hauptniederschlag in der Warmfront von 02. Feber auf 03. Feber am Rand des Wr.Beckens verkümmert ist.
      Bei mir im Oberen Triestingtal habe ich in dieser Zeit ca. 40mm gemessen, in Berndorf im Unteren Triestingtal (15km entfernt) war es nur mer die Hälfte. Was fürs Wr.Becken übrigblieb, weißt du selbst am besten …. wenige mm (Seibersdorf, Wr.Neustadt).
      Jetzt bleibts mal trocken bis übers Wochenende, bevor sich kommende Woche die nächste Chance auftut.
      LG, Franz

  2. Ich vermute auch, dass gestern der Frühling begonnen hat, natürlich mit dem einen oder anderen Kaltlufteinbruch, der für jeden Frühling ja normal ist. Franz, ich vermisse Deine Skitouren-Berichte. Alles OK?

  3. Hallo Franz, es herrscht T-Shirt Wetter bei uns. Gestern hatte es 16° !!! Und im Jänner fielen 3 mm und ,,5´´ Schneeflocken. Und weit und breit kein Winter in Sicht, dass wars.

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