Kleine Ursache…………große Wirkung

Aufgrund der mittlerweile verfügbaren Computerleistungen erlangten  Wettermodelle nicht nur für den zu prognostizierenden Kurzfristzeitraum von bis zu 3 Tagen, sondern auch im Mttelfristzeitraum von 6-9 Tagen eine enorm hohe Treffsicherheit.

Trotzdem kommt es immer wieder zu Fehlprognosen.  Zwei eklatant falsche Einschätzungen von extremen Niederschlagsereignissen liegen nur wenige Tage zurück.

Warum kommt es  überhaupt zu Prognoseflops?

– Die Vorhersagbarkeit in einem chaotischen System ist begrenzt. Ähnlich wie in einem unter Spannung stehenden Schneebrett genügt eine kleine Störung des Systems/Ausgangszustandes, um massive Veränderungen im Ergebnis zu bewirken.

– In einem  Wettermodell  wird das Vorhersagegebiet mit einem Netz von Gitterpunkten überdeckt. Deren Abstand liegt bei den frei zugänglichen Globalmodellen (GFS, EZ) bei 15km.  Nur so ist es möglich über mathematische Verfahren zeitliche Zustandsänderugen zu berechnen.  Durch diese Methode entstehen klarererweise Ungenauigkeiten bei der Erfassung von Gebirgen, weil Berge und Täler nicht exakt abgebildet werden. Diese Diskrepanz von Modelltopographie und realer Topographie kommt auch bei den Alpen stark zum Tragen.  Die Westalpen reichen in den Globalmodellen nur bis über 3000m, auch die Ostalpen östlich des Hochschwab sind unzureichend und viel zu niedrig aufgelöst.

Es gibt zwar Lokalmodelle der professionellen Dienstleister (z.B. DWD, ZAMG) mit höherer Auflösung, diese sind in der Regel nicht frei zugänglich, damit auch für mich nicht verfügbar. Aber auch für diese gelten die oben angeführten Grenzen in etwas entschärfter Form.

– Eine große Bedeutung kommt der  Qualität des Anfangszustandes der Modellatmosphäre zu, die sich einer Vielzahl von Eingangsdaten (koventionelle Messwerte, transformierte Daten von Sateliten  etc.) ermittelt werden und auf das Modellgitter interpoliert werden.

 

Als Hobbymeteorologe analysiere ich die Ergebnisse der in diversen Karten  dargestellten  Modellrechnungen und  interpretiere sie. Erst wenn mehrere aufeinanderfolgende Modellläufe ein einigermaßen konsistentes Bild liefern,  leite ich daraus eine Prognose/Einschätzung der bevorstehenden Entwicklung ab. Update/Aktualisierung erfolgt spätestens bei deutlichen Abweichungen der letzten Analyse/Prognose oder nach ein paar Tagen.

Ein aufmerksamer und erfahrener Synoptiker erkennt mit der Zeit die Stärken bzw.Schwächen der einzelnen Modelle, welche Großwetterlagen mit den daraus resultierenden Entwicklungen sie am besten beherrschen.  D.h. es gibt typische Ausgangswetterlagen, für die das eine oder andere Modell mit höherer Wahrscheinlichkeit eine bessere Treffsicherheit und Prognosegüte liefert.  Erfahrung und Gebietskenntnis können ebenso die Einschätzung bestimmter Wetterlagen auf bestimmte Gebiete verbessern. Soweit dies möglich und sinnvoll ist, lasse ich dies in meine Prognosen einfließen.

 

 

Nach dieser grundsätzlichen Betrachtung und Beschreibung meiner persönlichen Herangehensweise möchte ich anhand der zwei angesprochenen „Fehlleistungen“ kurz verifizieren, dass es oft nur  Kleinigkeiten sind, die trotz richtig erfasster und simulierter Entwicklung der Großwetterlage zu falschen Berechnungen der  Niederschlagsmengen und damit Prognosen geführt haben.

 

1. Aus einer stürmischen, nassen  NW-Lage mit eingebetteter Warmfront und Niederschlagssummen von 300mm in Nordstaulagen wurde aufgrund einer veränderten Achslage des Atlatikhochs ein mächtiger Europatrog gefüllt mit Höhenkaltluft und nur mäßigen Schneefällen:

06.02.2015.gfs-2015012300-0-198—————06.02.2015.gfs-2015013100-0-6

 

Beide Globalmodelle haben das Aufsteilen des Atlantikhochs in Richtung Island und damit geänderte Entwicklung für ME bereits 4-5 Tage im Vorhinein erfasst und somit rechtzeitig für „Entwarnung“ gesorgt.

 

2. Noch vor 6 Tagen wurde für heute im Zuge einer Vb-Entwicklung (Karte 1)für den Osten und SO ein Schneechaos mit bis zu 1m Schnee und etwas weniger im Flachland pognostiziert. Aus Vb wurde in den Folgerechnungen der Modelle Vc, mit noch immer warnrelevanten Schneemengen für denselben Bereich.
Erst 1 Tag vor Eintreten des Ereignisses wurden die Schneefälle von den Modellen unisono – bis auf wenige cm an der Alpensüdseite – von Österreich ferngehalten:

06.02.2015.gfs-2015013100-0-156————-06.02.2015.gfs-0-6

Dabei ist festzustellen, dass beide Globalmodelle (GFS, EZ) und auch die höher aufgelösten Lokalmodelle bis kurz vor Eintritt des Ereignisses im Dunkeln tappten.

Die Ursache ist auch hier in einer veränderten Achslage des Atlantikhochs zu finden. War ursprünglich der Keil in Richtung Skandinavien gerichtet, so wurde die Achse durch die starke Dynamik am Nordtlantik nach Osten bzw. Südosten weggekippt und liegt heute tatsächlich über D , Polen, Ukraine und blockiert  die Fronten des Mittelmeertiefs an unserer Südgrenze.
Aus synoptischer Sicht sprach diese Entwicklung, die  ab 3.2. in den Modellen aufgezeigt wurde und danach erhalten blieb , gegen ein extremes Niederschlagsereignis von Süden in SO und Ostösterreich.  Schlußendlich hat es die starken Niederschläge zwar gegeben, nur eben 300km weiter im Süden.

 

Beide Entwicklungen habe ich in meinem Prognose-/Analyseblog eingehend behandelt.

Ein Gedanke zu „Kleine Ursache…………große Wirkung“

  1. Danke Franz für die sehr anschauliche Erklärung, warum es in den letzten 10 Tagen bei der Großwetterlage anders gekommen ist. Dies sind Lehrbeispiele für mich….

    Seit ich Ende Dezember 2014 deine Seite entdeckt habe, schaue ich auch fast täglich rein. Wunderschön auch wieder deine Bildaufnahmen von deiner Wintertour vom 7. Februar….

    Es grüßt dich

    Haimo

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