In den Fängen des Hochwassertiefs

Die Wetterwarnungen sind nun in den Medien und bei den Meteodienstleistern angekommen. Geosphere (ehem. ZAMG) hat zur bevorstehenden HW-Lage und dem Wintereinbruch in höheren Lagen einen Beitrag online gestellt.

                                                                                                                                                         

Deren Warnkarte (siehe linke Spalte meiner HP) ist seit heute früh von Do – Mo mit einer orangen Regenwarnung eingefärbt. Auszugsweise zitierter Prosatext:

– Regionale Beeinträchtigungen im Straßen- und Schienenverkehr
– Gefahr von Muren und Hangrutschungen
– Überflutungen von Gebäuden sowie Grün- und Ackerflächen

Insgesamt sind die größten Regenmengen im Gebiet vom Nordburgenland über Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, die Obersteiermark bis Salzburg zu erwarten. Im Warnzeitraum sind großflächig 100 bis 200mm Regen wahrscheinlich, in Nordstaulagen können Niederschlagsmengen von 300 bis 400mm zusammenkommen.

Dies bestätigt leider meine seit Tagen wiederholten Befürchtungen.

Die Landeswarnzentrale von NÖ hat heute die höchste HW-Warnstufe herausgegeben!

Die aktuellen Modellrechnungen von heute Do früh bestätigen i. w. meine gestrige Einschätzung. Die Schwankungsbreite der NS-Summe ab heute Do bis kommenden Di pendelt von knapp 200mm IFS 190mm) bis zu unglaublichen Mengen von über 300mm (GFS 370mm). Dazwischen liegt das Schweizer Meteoblue, dessen meteogramm für Thenneberg ich exemplarisch zeige:

Quelle: meteoblue

Die erste Bewährungsprobe für das riesige Rückhaltebecken der Triesting in Fahrafeld dürfte bevorstehen!

 

Im Moment wird es in Anbetracht des Hochwassers am Wochenende die wenigsten interessieren, wie es kommende Woche weitergeht. Die neuesten NS-Berechnungen des amerikanischen GFS mit anhaltenden Regen in der kommenden Woche hat mich veranlasst einen schnellen Blick auf den Modelloutput von GFS zu werfen. Den Blick in die Glaskugel werte ich zwar noch als  Spekulation, aber er zeigt, dass eine Wetterbesserung von W ab kommenden Wochenbeginn keineswegs abgesichert ist. Nach dem aktuellen Hauptlauf von GFS würde sich das Höhentief nicht östl. von Österreich langsam auffüllen und ein Ausläufer des Azorenhochs Einfluss gewinnen, sondern nach W in den Alpenraum und das westl. Mittelmeer verlagern. Das Ergebnis wäre eine High-over-Low ähnliche GWL.

Exemplarisch die noch nicht belastbare Simulation des aktuellen GFS-Modelllaufes:

 

Aktualisierung folgt!

 

12 Gedanken zu „In den Fängen des Hochwassertiefs“

  1. Hallo Franz,
    Ich verfolge deine sehr informative Seite mit großem Interesse seit Jahren!
    Herzlichen Dank für deine Arbeit!!

    Bei mir hier in Achau kommen ja einige Bäche aus deiner Region zusammen ( Schwechat,Triesting, Mödlingbach ,Krottenbach)

    Ich vermute mal das was jetzt kommen soll wird denkwürdigen, zumal ja das Hochwasser 1997 auf ein nur 17JÄHRIGES Hochwasser berechnet wurde .
    Kannst du mal eine Einschätzung für dieses Ereignis im Flachland geben?

    Dankeschön und alles Gute ins Triestingtal

    1. Servus Johannes,

      wenn es so kommt, wie es aktuell von den meisten Modellen berechnet wird, dann ist in den Wienerwaldflüssen mit einem 30 bis 100-jährigen HW zu rechnen.
      Meine Referenzmessstelle für die Triesting liegt flußabwärts in Fahrafeld. An das HW am 7. Juli 1997, kann ich mich noch gut erinnern. Da war ich abends eines der letzten Autos, die von Altenmarkt nach Thenneberg fahren konnten, bevor die Straße wegen der ausufernden Triesting gesperrt wurde. Mein Keller wurde vom Grundwasser geflutet. Dieses HW wird in der Statistik aktuell an der Messstelle in Fahrafeld mit der zweithöchsten Durchflussmenge geführt.
      Siehe auf der verlinkten Seite rechts unten:

      https://www.wettereck-triestingtal.at/wp-content/uploads/2024/09/12.09.2024.Messstelle-Fahrafeld.png

      Die Parallelen der aktuellen GWL zur Wetterlage von damals sind auffällig. Auch damals drehten sich Fronten mit feuchter Mittelmeerluft in großem Bogen um das Tief im O und stauten sich von N bei uns. Ich habe ein Bild mit den Druckverhältnissen im Geopotentialfeld und am Boden aus dem Archiv der Wetterzentrale verlinkt:

      https://www.wettereck-triestingtal.at/wp-content/uploads/2024/09/12.09.2024.CFSR_1_1997070700_1.png

      Ich weiß nicht, wie die Auswirkungen damals bei dir in Achau waren, aber wenn du „denkwürdig“ schreibst, katastrophal.
      Die zu erwartenden NS-Mengen dürften noch stärker ausfallen.
      Inwieweit die in der Zwischenzeit gebauten HW-Schutzmaßnahmen jetzt Abhilfe schaffen, kann ich nicht beurteilen.

      LG, Franz

  2. Grundwasser? Wir leben hier im Wiener Becken genau über der Mittendorfer Senke, unser Trinkwasserareal, dass hatte 2023 historischen Tiefststand. Rückhaltebecken für Piestinghochwasser sind gebaut worden, aber an das Grundwasser habe ich jetzt gar nicht gedacht … wollen wir hoffen, dass wir das alle irgendwie glimpflich überstehen.
    Ein altes Sprichwort besagt:

    Der September trocknet die Brunnen aus oder reißt die Brücken fort.
    Alles gute allen die Bangen müssen wünscht Anette

    1. Das Hocheck, an dessen Fuß ich wohne, ist sehr wasserreich und unser Trinkwasserreservoir. Im Talgrund äußert sich dies durch starke Zunahme des Grundwasserspiegels bei größeren Regenfällen. Ich kann mich nur auf meine Beobachtungen im Kellerschacht beziehen. Bei 100mm in 2 Tagen beobachte ich einen Anstieg von 0 bis 80cm. Was bei 200mm in 3 Tagen passiert, steht noch in den Sternen.
      Da das Hocheck nur eine Meereshöhe von 1037, wird kein NS als Schnee gebunden.
      LG, Franz

  3. Hallo Franz!

    Danke für deine tollen Beiträge 🙏🏼
    Hätte eine Frage wie’s fürs Tiroler Unterland (Raum St.Johann) aussieht??
    Kann sich der Schwerpunkt des Niederschlages noch weiter nach Westen verschieben oder ist es jetzt ziemlich fix ?
    Lg Hannes

    1. Servus Hannes,

      ich habe mich bei meinen letzten Analysen und Einschätzungen der NS-Mengen natürlich vor allem auf meine Gegend (Gutensteiner Alpen/Wienerwald) konzentriert.
      Das Verhalten und „Ausregnen“ des Höhentiefs ist modellübergreifen recht ähnlich erfasst. Wenn du dich schon länger mit Wetterlagen beschäftigst, wirst du auch wissen, dass sich die Erfassung von Cutoff´s dieser Art in den Wettermodellen auch im Kurzfristbereich noch um 50-200km verschieben kann.
      Derzeit gehen die Wettermodelle für das Tiroler Unterland von durchschnittlich 150mm bis Mo aus.
      Ich glaube nach wie vor, dass NÖ der Hotspot sein wird und sich hier ein historisches HW ankündigt 😢

      LG, Franz

      1. Vielen Dank Franz

        Dann warten wir mal ab, was die neuen Modelle bringen!

        Und hoffen das beste 🙏🏼👍🏾

        Ps: Bin schon sehr auf deine Updates gespannt 🤩

        1. Ich habe mittags die Webcams von Tirol durchgeschaut. Oberhalb von 1400m-1500m wird der NS als Schnee gebunden. Die Nullgradgrenze sinkt sogar noch auf 1200m. Ich denke, da sollte der Regen bei euch in den Niederungen beherrschbar bleiben.

  4. Danke, bin schon sehr gespannt, was das Becken in der Untertriesting bringt. Die Messwertseite des Triestingwasserverbands [https://www.hydrometcloud.eu/Triesting/index.jsp?menu=index] liefert alle Daten zur Beobachtung. Auch euch alles Gute, LG
    Peter Klail

  5. Hallo Franz!
    Danke für deine wertvollen Informationen, wir räumen deshalb seit zwei Tagen alles weg und versuchen, zu sichern, was geht. Neben dem Bach muss mal halt damit leben. Wie ist deine Einschätzung zu unserem Becken in der Untertriesting? Für welche Mengen wird so was gerechnet? Nachdem ein grosser Teil des Wassers, das bei uns durchfliesst, von etwas weiter NW-lich kommt und die Karten in diese Richtung höhere Mengen zeigen, ist dann der Gitterpunkt 48N 16E auch aussagekräftig? Danke nochmal und allen Betroffenen good luck!
    Peter Klail

    1. Servus Peter,
      der Gitterpunkt 48N 16E ist ein Näherungswert, der für unsere Gegend durchaus aussagekräftig ist. Die exakten Koordinaten lassen sich nicht einstellen.
      Ich habe deshalb heute das Meteogramm von meteoblue hinzugefügt. Es wird mehrmals am Tag aktualisiert und liefert nach meiner bisherigen Erfahrung plausible NS-Werte. Die vorausberechneten Tagessummen sind ausgewiesen.
      Ich wohne zwar nicht so nah wie du bei der Triesting, aber bei den erwartenden NS-Mengen wird das Grundwasser – Rückstau von der Triesting und Hangwasser vom Hocheck – ein großes Problem.
      LG, Franz

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