Nach wie vor „brodelt“ es über dem warmen subtropischen Nordatlantik. Laufend entstehen bei dem Kapverdischen Inseln tropische Tiefdrucksysteme, die sich unter Intensivierung in Richtung Karibik oder nach N auf den offenen Atlantik verlagern und dabei teils Hurrikanstärke erreichen. Gelangen sie bis zur nördlichen Frontalzone wie DORIAN, HUMBERTO oder JERRY, so stärken sie die Westdrift und beeinflussen das Wetter am europäischen Kontinent.
Aktuell zeigt das NHC mehrere tropische Systeme, die sehr langsam ziehen und sich noch intensivieren:
Insbesondere der Tropensturm LORENZO soll nach den Berechnungen der letzten Tage unter weiterer Intensivierung Kurs nach N nehmen, Mitte kommender Woche die Azoren queren und in weiterer Folge von der Frontalzone als Schnellläufertief mit erheblicher Energie und Sturmpotential in Richtung nördliches ME gesteuert werden.
Die tatsächliche Zugbahn und das Timing kann sich aufgrund der zeitlichen Ferne noch ändern, aber das „Gefahrenpotential“ für die Azoren und Teile Europas ist aus heutiger Sicht gegeben.
Den möglichen Weg bis dahin möchte ich in einem kurzen synoptischen Überblick aufzeigen:
Aktuell bestimmt heute Mi und auch morgen Do zwischen einem atlantischen Zentraltief und dem Azorenhoch eine unbeständige und milde Westwetterlage das Wetter in ME. Hoher LD über Skandinavien und OE blockiert die Fronten, sodass die Fronten über dem Alpenraum nach N und S abgelenkt werden:
Am Fr wird ein Keil des Azorenhochs wetterbestimmend und nach Passage eines schwachen Kaltfrontausläufers entlang der Alpennordseite am Sa erwarte ich am So Zwischenhocheinfluss:
In obiger Karte kann man im hohen Norden bereits erahnen, dass ein Umbau der GWL im Gange kommt.
Der September endet im Ostalpenraum unbeständig und mild.
Die im aktuellen GFS-Modelllauf berechnete Geopotential-/Druckstruktur für nächsten Mi ist wie eingangs erwähnt noch nicht als bare Münze zu nehmen, sie zeigt aber die seit Tagen simulierte Entwicklungstendenz auf.
Zwischen einem mächtigen Tiefdruckgebiet über Skandinavien und einem Grönlandhoch wird Polarluft nach S in Bewegung gesetzt. Gleichzeitig wölbt sich vor einem atlantischen Tiefdrucksystem, gestützt vom tropischen System LORENZO (s.o.), der mit seiner Energie genau über den Azoren wütet, ein Rücken auf:
Mit der Frontalzone gewinnt LORENZO an Fahrt und erreicht nach den aktuellen Berechnungen bereits am nächsten Tag die Biskaya mit Zugrichtung nördliches ME:
Als alternatives Entwicklungsszenario könnte bei einer weniger forschen Progression von LORENZO an der Westflanke des Skandinavientiefs polare Kaltluft bis ME vordringen.
Aktualisierung folgt!