Die 13 Monate von April 2018 bis April 2019 wiesen, bezogen auf das Klimamittel 1981-2010, allesamt einen Temperaturüberschuss auf. Dies ist die längste Serien aufeinanderfolgender überdurchschnittlich warmer Monate seit Beginn der Messgeschichte der ZAMG.
Siehe dazu auch ZAMG-Klimanews.
Am Ende der ersten Maidekade weist der Monat Mai 2019 ein deutliches Temperaturdefizit zum Klimamittel 20181-2010 auf.
Exemplarisch der Temperaturspiegel für Wien in der ersten Maidekade:
Quelle: Klimamonitoring ZAMG
Nach den aktuellen Modellrechnungen für die zweite Maidekade ist der Temperaturtrend weiterhin unterdurchschnittlich und beginnt sich erst langsam am Ende der zweiten Maidekade zu normalisieren.
Exemplarisch die Temperaturberechnung am Boden (2m Höhe) und die NS-Mengen der Ensembles des aktuellen GFS-Laufes für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“. Nach einem recht kühlem Abschnitt bis Mitte nächster Woche beginnt die Temperatur langsam zu steigen und könnt am Beginn der dritten Maidekade Tmax von 20° erreichen. Wie es dann in der dritten Maidekade weitergeht, ist noch ein ? :
Quelle: Wetterzentrale
Das positive an der herrschenden unterkühlten Wetterlage ist, dass das große NS-Defizit in vielen Teilen Ostösterreichs reduziert, z.T. vielleicht sogar ausgeglichen wird. Der Soll-NS für Mai wird bereits Mitte des Monats erreicht. Der Mai 2019 wird somit die Trockenheit, die vor allem dem fehlenden NS im Feber und April geschuldet ist, in vielen Teilen des O deutlich lindern.
Ob es schlußendlich so kommt, lässt sich natürlich aktuell nur mit einem Blick in die „unscharfe Glaskugel“ oder durch das Dickicht eines frisch belaubten Baumes (Beitragsbild) erahnen und ist derzeit noch mit Spekulation behaftet. Obwohl sich in der dritten Maidekade das Blatt noch wenden kann, stehen meines Erachtens die Chancen für eine insgesamt zu kühle Maibilanz mit überdurchschnittlichen NS recht gut.
Warum ich das glaube, versuche ich kurz zu erklären:
Die Erhaltungsneigung des meridionalen Zirkulationsmusters mit stationären Rossbywellen und der sich immer wieder regenerierenden GWL TrM (Trog ME) verbunden mit Tiefdruckentwicklung im Mittelmeerraumm und hohem LD über dem Nordatlantik wird sich nach den Modellrechnungen auch in der zweiten Maidekade fortsetzen.
Auch die negativen Werte der Indizes für die nordatlantische Oszillation und die arktische Oszillation sprechen für diese Entwicklung:
NOAI:
AOI:
Die gestörte Zirkulation mit blockierter atlantische Frontalzone dürfte also noch länger anhalten.
Die Betrachtung des troposphärischen PW´s (Polarwirbels) der NH (nördliche Hemisphäre) aus dem aktuellen GFS-Modelllauf für Mitte des Monats Mai zeigt den ungewöhnlich hohen LD in der Polregion und die zyklonal geprägte und damit kühle Trogwetterlage über MW:
Zwar ändern sich nach den letzten Modellsimulationen die großräumigen Druckstrukturen bis zum Ende der zweiten Maiddekade , aber eine Normalisierung der Zirkulation ist nicht in Sicht. Die positive LD- und Geopotentialanomalie im Polbereich verstärkt sich sogar.
Vom Nordatlantik bis in den Mittelmeerraum und OE bildet sich in den mittleren Breiten eine Tiefdruckrinne aus, die das Wettergeschehen im Alpenraum bestimmen wird. Dabei ist aus heutiger Sicht noch offen, ob die Ostalpen unter zyklonalem Einfluss mit gedämpften Temperaturen zu liegen kommen, oder an die Vorderseite des Tiefdruckkomplexes mit sommerlichen Temperaturen gelangen:
Die Abweichungen der Geopotentialstruktur am Ende der 2. Maidekade auf der NH dokumentiert eindrucksvoll die gestörte Zirkulation (rot bedeutet positive Abweichung, blau negative Abweichung):
Vielen Dank für die Infos. Wie kann man die Rossbywellen eigentlich messen und wie hoch in die Atmosphäre reichen diese?
Die atmosphärischen Rossby-Wellen bilden den Verlauf des Polarfrontjetstreams (Starkwindfeld in der oberen Troposphäre bzw. unteren Stratosphäre) , der kalten Polarluft von warmer Subtropenluft auf der Nord- und auch auf der Südhalbkugel der Erde trennt. Sie sind für den Wärmeaustausch zwischen den hohen und mittleren Breiten verantwortlich. Ihre Höhe ist durch den Jetstream definiert. Ich orientiere mich immer an den 300 hPa Karten. Auf der NH neigt der Jetstream, bedingt durch die Orographie (Rocky Mountains, Himalaya…..) zum Mäandrieren. Je größer die Amplitude der Wellen wird, desto langsamer verlagern sie sich mit der westlichen Grundströmung auf der NH. Unter bestimmten Vorraussetzungen können Rossbywellen stationär (blockierende Wetterlage) werden oder sich retrorad verlagern. Die Wellenzahl darf dabei nicht größer als 5 sein.