Die Schneenmengen, die derzeit in höheren Lagen und auf den Bergen der Ostalpen liegen, sind weder in der kommenden Woche noch in weiterer Folge gefährdet. Mit der Überschrift will ich lediglich andeuten, dass zumindest bis Mitte des Monats Februar kein winterlicher Wetterabschnitt mit Frost und Schnee bis ins Flachland zu erwarten ist und vom Trend her auch nicht über den erweiterten Mittelfristzeitraum hinaus.
Warum ich das glaube, versuche ich nachfolgend zu erklären. Eingebettet in die synoptischen Ausführungen ist auch die grobe Prognose für die kommende Woche mit meiner Einschätzung der weiteren Entwicklung.
Die Geopotential-/Druckstruktur der gesamten NH (nördliche Hemisphäre) von heute So zeigt ein meridionales Zirkulationsmuster mit Dipolstruktur des PW (Polarwirbel).
Über ME liegt heute noch ein Trog, der nasskaltes Wetter mit Schneenachschub in den zunehmend in kältere Luftmassen geratenden Nordalpen, Regen im noch milden O und langsamer Wetterberuhigung im S verursacht. Das Kontinentalhoch, das sich von NW-Russland bis in die Karasee erstreckt blockiert die weitere Progression des Troges, sodass er bis morgen Mo aber ins Mittelmeer austropft und seinen Einfluss auf den Alpenraum verliert.
Das steuernde PW-Fragment befindet sich zwischen NO-Kanada und Grönland und hat in den letzten Tagen im östlichen Nordamerika zu einer extremen Kältewelle geführt. Genau diese Kaltluftmassen sind es, die in nächster Zeit indirekt für unser Wetter verantwortlich sind. Indirekt deshalb, weil sie Europa nicht erreichen sondern nur die die Dynamik am Nordatlantik durch laufende Tiefdruckentwicklungen anheizen:
Das derzeitige meridionale Zirkulationsmuster und damit die Störung des PW ist vermutlich eine Auswirkung des MW (Major Warming) in der Stratosphäre. Die Zonalwindumkehr auf 60°N hat sich allerdings nur bis 30hPa nach untern gearbeitet und hat die Troposphäre nicht erreicht , wodurch kein vollständiger PW-Split (fiktive Splitachse in obiger Karte weiß eingezeichnet) mit nachhaltiger Störung des PW erfolgt ist. Der O Nordamerikas hat seinen winterlichen Abschnitt mit extremer Kälte abbekommen, die Advektion kontinentaler Kälte aus NO oder Polarluft aus N bräuchte aber eine Verselbständigung des PW-Fragments über Sibirien, also den vollständigen PW-Split. Derart könnte der Zustrom arktischer bzw. kontinentaler Luftmassen nach ME eingeleitet werden. Nach aktuellen Simulationen der Wettermodelle (GFS, EZ) wird es dazu nicht kommen; im Gegenteil, der PW wird sich wieder konsolidieren. Dies zeigt recht anschaulich die positive Entwicklung des AOI (arktischer Oszillationsindex), die vom derzeitigen negativem Wert (Indiz für meridionale Zirkulation auf der NH) ins Positive dreht:
Über ME und damit im Alpenraum setzt sich in den kommenden Tagen bis Mi ein gradientenschwacher leicht antizyklonaler Wettercharakter durch. Ein Azorenhochkeil, der auch die Abschnürung des Troges auslöst, verbindet sich mit dem Kontinentalhoch:
Das Viererdruckfeld in obiger Karte für kommenden Mi mit Azoren- und Kontinentalhoch bzw. Atlantik- und Mittelmeertief, in dessen Mitte ME angesiedelt ist, hat jedoch keinen nachhaltigen Bestand. Zu stark ist die durch den Kaltluftfluss zwischen Neufundland und Grönland ausgelöste Dynamik am Nordatlantik. Die NAOI (nordatlantische Oszillationsindex), ein Indikator für den Druckgradienten zwischen Island und den Azoren, verweilt im Berechnungszeitraum deutlich im positiven Bereich. Dies spricht für tiefen LD über Island und zonale Zirkulation (Westdrift):
Quelle: NOAA
In der zweite Wochenhälfte werden atlantische Fronten zunehmend auf den europäischen Kontinent vordringen, das Kontinentalhoch nach O abdrängen und auch im Alpenraum für einen atlantikgeprägten wechselhaften Witterungsabschnitt sorgen. Auf den Ablauf im Detail möchte ich noch nicht eingehen, weil die Berechnungen von Lauf zu Lauf doch kleinere Unterschiede aufweisen und noch nicht konsistent sind. Vom großräumigen Trend soll aber das zonale Zirkulationsmuster bestehen bleiben und das Kontinentalhoch seinen blockierenden Einfluss verllieren. ME gelangt zunehmend in den Einfluss atlantischer Luftmassen, und diese sind um diese Jahreszeit nun einmal nur nasskalt (NW) oder mild (SW) und und haben mit „winterlich“ nicht zu tun.
Exemplarisch die Geopotential-Druckstruktur der NH mit von mir eingezeichneten Druckgebilden und Zirkulation für kommenden So vom aktuellen GFS-Modelllauf:
Auch wenn ich mich jetzt in den spekulativen Prognosezeitraum begebe, glaube ich, dass dieses Zirkulationsmuster auch zu Beginn der zweiten Februardekade weiterhin Bestand hat und u.U. sogar durch ein leichtes Rückdrehen auf SW subtropische Luftmassen eingebunden werden und bis zum Alpenraum vorankommen. Natürlich kann es in geschützten Tal und Beckenlagen inversionsbedingt und vor allem über Schnee bei winterlichen Temperaturen bleiben, auf den Bergen wäre es aber überdurchschnittlich mild.
Exemplarisch die gemittelte Geopotentialrechnung der aktuellen GFS-Ensembles. Es zeigt den wiedererstarkten troposphärischen PW, die zonale Zirkulation über den Nordatlantik und einen über Spanien bis zu den Alpen gerichteten Keil des Subtropenhochs:
Die Chance, dass sich im Spätwinter noch ein knackiger winterlicher Wetterabschnitt mit Frost und Schnee bis ins Flachland einstellt, ist damit noch nicht endgültig vom Tisch. Allerdings entfernen sich bei der aufgezeigten Entwicklung die Kaltluftmassen immer weiter von EU und dem Alpenraum. Ein Anzapfen braucht dann schon viel Zeit, bis sie bei uns eintreffen. Wenn man dann noch die fortgeschrittenen Jahreszeit mit dem hohen Sonnenstand und der zunehmenden Globalstrahlung berücksichtigt, wird sich der Winter mit einem neuen Anlauf extrem schwer tun 😉
Update folgt!