Wochenprognose: atlantische Frontalzone vs. Kontinentalhoch

Meine Bewertung der GWL von Mitte vergangener Woche ist auch heute noch gültig. Hohe Dynamik am Nordatlantik mit aktiver zonal verlaufender Frontalzone von Neufundland bis zur Nordsee auf der einen Seite und ein mächtiges blockierendes Kontinentalhoch auf der anderen Seite. Letzteres könnte das Zünglein an der Waage für das Wetter im Alpenraum nach Monatswechsel werden.

 

Zitat wettereck vom 23.01.2019:

Die Aufwölbungsversuche des Azorenhochs werden immer wieder zunichte gemacht. Geschuldet ist dies dem riesigen polaren Kaltluftreservoir über NO-Kanada. Diese Kaltluftmassen dienen der Tiefdruckproduktion über dem NW-Atlantik (zwischen Neufundland und Südgrönland) als Nahrung. Sie gelangen laufend auf den NW-Atlantik, heizen dort die Tiefdrucktätigkeit an und bewirken eine dynamisch aktive nördliche Frontalzone, die allfällige Aufwölbungen des Azorenhochs rasch überläuft und über Island bis Skandinavien verläuft. Damit bleibt der atlantisch Einfluss über ME aufrecht.
Ein neuer „player“ bei den Druckgebilden betritt nun die Bildfläche (bezogen auf die Geopotentialkarten): das Azorenhoch bekommt mit einem Kontinentalhoch einen Gegenspieler. Es blockiert die Frontalzone bei ihrer Progression nach O und zwingt sie nach N oder S auszuweichen. Über WE/ME sind deshalb in nächster Zeit Abtropfvorgänge – ähnlich wie heute Mi – ins Mittelmeer zu erwarten.

 

Gemäß dieser Beschreibung  bleibt kommende Woche bei einem unbeständigen zyklonalen Wettercharakter mit nasskalten Bedingungen in tiefen Lagen und winterlichen Verhältnissen in höheren Lagen und im Bergland. Der Unterschied zu den letzten Wochen liegt darin, dass die abtropfenden Tiefs auch an der Alpensüdseite Niederschläge verursachen.

In der zweiten Wochenhälfte, also ab Anfang Februar, könnte eine retrograde Verlagerung des Kontinentalhochs seine Blockadewirkung nach W ausdehnen. Damit würde eine Austrogung über WE ein zumindest vorübergehendes SW-liches  Strömungsmuster über den Alpen mit deutlicher Milderung (zumindest) auf den Bergen und starken Stauniederschlägen an der Alpensüdseite einleiten. 
Da die Modellrechnungen nach wie vor für den Mittelfristzeitraum ab 4-5 Tage große Unterschiede zeigen, lässt sich das Wetter zum kommenden Wochenende und der Trend für die Semesterferien im O Österreich noch nicht belastbar vorhersagen.
Durchaus möglich, dass das Kontinentalhoch über ME eine Brücke zum Azorenhoch schlägt und im  Alpenraum zu einer flachen Druckverteilung mit „fußkalten“ und „höhenmilden“ Inversionsverhältnissen führt. Dies ist aber noch als eine persönliche und spekulative Option zu sehen.

 

Synoptischer Überblick:  

Nach dem Abzug der Warmfront und vor dem Eintreffen der nächsten Kaltfront steht der heutige So im Zeichen einer kurzen Wetterberuhigung mit föhnigen Effekten: zunehmende Staubewölkung an der Alpensüdseite und im äußersten W, mild bei einem Wechsel von Sonnenfenstrern und hohen Wolken nördlich der Alpen und im O.

Wie eingangs erwähnt bleibt die atlantische Frontalzone recht aktiv, veranschaulicht in der positiven Tendenz des NAOI (nordatlantische Oszillationsindex):

 

Die GWL für morgen Mo ist in nachfolgender Karte erklärt. Eine Kaltfront, die bereits im späteren Verlauf des So auf den Alpenraum übergreift, wird vom Kontinentalhoch an der Ostverlagerung gehindert und ins Mittelmeer abgedrängt. Dort löst sie eine Randtiefentwicklung über Oberitalien mit Schneefällen an der Alpensüdseite aus: 

 

Di/Mi verlaufen generell wechselhaft und mäßig kalt mit häufigem Morgenfrost und zarten Plusgraden in den Niederungen tagsüber.

 

Der Februar startet voraussichtlich mit einer milden Vorderseitenlage (TrW) verbunden mit Stauniederschlägen an der Alpensüdseite. Im Bergland steigt die Nullgradgrenze gegen 2000m an. In den Niederungen können sich Kaltluftseen halten: 

 

Bis zum kommenden So verlagert sich der Trog nach den Simulationen von GFS   unter Abschwächung  nach O über den Alpenraum. Gleichzeitig dehnt das Kontinentaltief seinen Einfluss nach Skandinavien und OE aus und gewinnt vermehrt auch Einfluss auf den Alpenraum:

 

Aktualisierung folgt!

4 Gedanken zu „Wochenprognose: atlantische Frontalzone vs. Kontinentalhoch“

  1. Hallo,nachdem ich schon seit Jahren deine Berichte verfolge muss ich nun einmal ein Lob anbringen. Ich bin ein wenig ´´Wetterverückt´´ und bin in der Nähe von Anger zu Hause und aufgewachsen. Das liegt am Südrand der Fischbacher Alpen auf 500 Meter Seehöhe. Weiter so, bin begeistert! Alles Gute!

  2. Lieber Franz,
    bin vergangenen Freitag den 25.01.19 gegen 06h GMT in 10.000m Höhe überm Nordatlantik von Grönland kommend Richtung Schottland von so einer Kaltfront durchgerappelt worden, das hörte gar nicht mehr auf und lehrte einem das Beten, ich sags Dir!!! Froh wieder auf dem Boden zu sein schau ich mir Deine Wetterkarten im Nachhinein so mal an und verstehe nun mit allen Sinnen, was eine Frontalzone ist.

    LG
    Anette

    1. Nachtrag: vor allem was Du mit dieser Dynamik im Nordatlantik meinst! Ich bin mitten durch und nach drei Tagen wallt mir immer noch das Blut, dass ich glaube das Sofa hat ein Erdbeben.
      heilfroh grüsst Anette

    2. Liebe Anette,
      das will ich mir gar nicht vorstellen. Der Jetstream, der die nördliche Frontalzone (=Polarfront) markiert und in Flughöhe der Transatlantikflüge verläuft, erreichte zwischen Island und GB in letzter Zeit oft Windstärken deutlich über 300km/h.
      Wahrscheinlich bist du dann überpünktlich gelandet 😉
      LG, Franz

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