Wochenprognose: NW-Lage mit Wechsel zwischen milderen und kälteren Tagen

Die derzeit herrschende GWL ändert sich in den kommenden Tagen kaum.   Das Hoch über dem östlichen Nordatlantik bleibt mit kaum veränderter Position bestehen.  Eine Aufwölbung nach N und Blockade der Frontalzone gelingt nicht. Die Frontalzone, die durch laufenden Kaltluftfluss auf den NW-Atlantik angefeuert wird, verläuft  zwischen Neufundland und Island nach Skandinavien und biegt von dort an der NO-Flanke des Atlantikhochs nach S/SO ab. Eingelagerte Fronten werden weiterhin aus NW zu den Alpen gesteuert und stauen sich an deren Nordseite. Die herangeführten Luftmassen wechseln zwischen feuchtmilder Maritimluft (Frontvorderseite) und mäßig kalter (erwärmter) Polarluft.
Der Wettercharakter in den Ostalpen bleibt somit in der kommenden Woche unbeständig, zeitweise turbulent mit Sturm auf den Bergen und weiteren Niederschlägen, die in höheren Lagen oberhalb etwa 600m-800m durchgehend, im Flachland nur zeitweise als Schnee fallen. 
Es bleibt also beim Berglandwinter mit großen Schneemengen an der Alpennordseite und nasskaltem Wetterchatrakter mit Wechselfrost intiefen Lagen.
Die Alpensüdseite im Lee des Alpenhauptkamms bleibt weiterhin wetterbegünstigt.

 

Der synoptischen Analyse möchte ich noch kurz eine Betrachtung des PW (Polarwirbels) voranstellen.

Das SSW (sudden stratospheric warming), das zu Weihnachten mit einem Temperatursprung von fast 80 K in 10HPa über dem Pol eine „winterliche Hitzewelle“ und ein Verlagerung des PW-Zenrums in Richtung Nordatlantik ausgelöst hat, ………………………

 

………………………….hat zum Jahreswechsel mit der erfolgen Zonalwindumkehr von W auf O auf derselben Fläche die Kriterien für ein MW (Major Warming) erfüllt:

Quelle: albany.edu

 

Normalerweise  herrschen  in der Stratosphäre in ca. 30km Höhe im Winter aufgrund der flachen Sonneneinstrahlung Temperaturen von bis zu -80 °C. Als Folge bildet sich der PW und ein Westwindband an dessen Südflanke aus. Ohne Störungen durch Wärmeinträge führt dieses Zirkulationsmuster in ME zu feuchtmildem Atlantikwetter im Winter.
Der stratosphärische PW ist nach wie vor gestört, die Zonalwindumkehr dauert an und breitet sich langsam nach unten aus. Im Bereich des Norpols ist sie angekommen und hat zum Aufbau eines Bodenhochs geführt. In Wochenfrist ist jedoch noch keine gravierende Störung des troposphärischen PW´s erkennen. Im Gegenteil der Jetstream läuft noch recht „rund“ und auf mich macht der PW sogar einen sehr gesunden Eindruck mit zonalem Zirkulation über dem Atlantik:

 

Dies ist aber nicht außergewöhnlich, denn die Ausbreitung der Zonalwindumkehr in die unteren Schichten der Atmosphäre und damit auf das Zirkulationsmuster in der wetterbestimmenden Troposphäre benötigt Zeit.
Die Wechselwirkungen Troposphäre-Stratosphäre sind eine junge Wissenschaft und deshalb noch unzureichend erforscht, Beobachtungen seit den 1950-iger Jahren zeigen jedoch, dass ein MW in der Stratosphäre mit gewisser Verzögerung auch eine Umstellung der GWL in der Troposphäre zur Folge hat. Häufig schwächt sich der Jet-Stream im oberen Bereichen der Troposphäre ab und beginnt zu mäandrieren, wodurch sich das großräumige Zirkulationsmuster der NH (nördliche Hemisphäre) von zonal (entlang der Breitengrade) zu meridional (entlang der Längengrade) umstellt. Damit kann sich Kaltluft aus polaren Breiten weit nach Süden ausbreiten und umgekehrt subtropische Warmluft in polare Gebiete strömen. Die entstehende Wellenstruktur mit großen Amplituden ist sehr träge und neigt zu Blockadewetterlagen. Im Winter bedeutet dies oft eine längere kältere Phasen in Mitteleuropa. Als Beispiel möchte ich das MW vom vergangenen Februar 2018 erwähnen.

In Wochenfrist zeigt der troposphärische PW noch keine außergewöhnliche Störung, die auf oben beschriebenes Änderung der Zirkulation schließen lässt. Durch die verzögerte Propagation nach unten, sind die Auswirkungen erst in der zweiten Jännerhälfte zu erwarten.

Beeinflusst wird die „downward propagation“ der Zonalwindumkehr auch durch die QBO (Quasi-biennial Oscillation), einen abwärts gerichteten Zonalwind in der tropischen Stratosphäre. Befindet sich die QBO in 30hPa in der Ostphase, so wirkt sich dies positiv auf eine PW-Störung aus. QBO-West ist eher konraproduktiv für die Ausbreitung der Zonalwindumkehr in die Troposphäre. 
Aktuell hat die QBO von O auf W gewechselt:

Quelle: NASA

 

Judah Cohen, ein amerikanischer Athmosphärenwissenschaftler, dessen Arbeiten und Analysen ich schon mehrfach zitiert habe, vertritt die Ansicht, dass die Auswirkungen eines MW in der Stratosphäre erst die Troposphäre erreichen, wenn sich der stratosphärische PW wieder erholt.  Dies wird in den erweiterten Mittelfristberechnungen des amerikanischen GFS für den Beginn der letzten Jännerdekade simuliert.

 

Synoptische Analyse:

Hinter der Warmfront dehnt sich das  Atlantikhoch vorübergehnd in Richtung Skandinavien aus. Von O erreichen den Ostalpenraum wieder kühlere kontinentale Luftmassen. Die Schneefälle verlagern sich heute schwerpunktmäßig an die westliche Alpennordseite:

 

Leichte Wetterberuhigung steht morgen Mo am Programm, ehe am Di mit Annäherung eines um das Atlantikhoch herumgeführten Tiefs zunächst an dessen Vorderseite mit stürmischen W-Winden milde Meeresluft die Alpen erreicht:

 

Mit der Verlagerung des Tiefs nach S wird Mitte der Woche an dessen Rückseite vorübergehend wieder kältere Luft mit Schneefall bis in die Niederungen an die Ostalpen gesteuert:

 

In weiterer Folge wird das Atlantikhoch in seiner nördlichen Ausdehnung von der Frontalzone immer mehr bedrängt. Es wird sozusagen „abgehobelt“, das Zirkulationsmuster wird deutlich zonaler und die advehierten Luftmassen kommen vom Atlantik; damit wird es wieder milder.
Exemplarisch die Geopotentialkarte vom aktuellen GFS-Hauptlauf für kommenden Fr:

 

Für nachhaltiges Winterwetter in Tiefen Lagen heißt es weiter WARTEN. Berglandwinter mit großen Schneemengen ist aber weiterhin garantiert.

 

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