Flache Druckverteilung mit schwacher Tiefdruckdominanz bestimmen das Wetter am heutigen Pfingstsamstag. Bei feuchtlabiler Luftschichtung herrscht ein vom Tagesgang bestimmter Wettercharakter mit sonnigen Abschnitten am Vormittag. Über dem Berg- und Hügellland entstehen mit orografischer Unterstützung bald Quellwolken, gefolgt von Schauern und einzelnen Gewitter am Nachmittag. Verzögert greift diese Entwicklung auch auf die Alpenränder und das Flachland über.
Die gradientenschwache Lage mit einem ähnlichen Tagesgang bleibt auch am Pfingstsonntag bestehen. Der Schwerpunkt der Schauer- und Gewittertätigkeit liegt im Bergland und im S.
Mit Südföhntendenz wird der Pfingstmontag im N und O stabiler und sonniger.
Bereits ab Di nehmen die Prognoseunsicherheiten hinsichtlich detailliertem Wetterablauf mit einem aus O advehierten KLT (Kaltlufttropfen) stark zu (siehe synoptische Analyse).
Schon mehrmals bin ich in meinen Analysen auf die Problematik der Vorhersagbarkeit bzw. Berechenbarkeit eines eines KLT eingegenagen.
Zur Erinnerung: Dabei handelt sich um ein Höhentief, das im Bodendruckfeld nicht abgebildet/erkennbar ist. Es ist nur in der oberen Troposphäre als tropfenähnlicher, nicht in die Zirkulation eingebundener Kaltluftkörper (meist polaren Ursprungs) vorhanden und grenzt sich von seiner wärmern Umgebung deutlich ab. Durch seine Entkopplung von der allgemeinen Zirkulation führt er ein schwer erfassbares Eigenleben.
In Gebieten, die unter diesem KLT liegen, kommt es trotz hohem LD am Boden durch die starke Temperaturabnahme mit der Höhe hebungsbedingt zu bewölktem und zu Schauern neigendem Wetter.
Die Wettermodelle versuchen zwar seine Verlagerungstendenz, die sich in der Regel nach der Bodenströmung richtet, zu berechnen, wer aber aufeinanderfolgende Läufe eines Modells verfolgt, wird erkennen, dass das simulierte Ergebnis für einen Zeitpunkt in der Zukunft sich sprunghaft ändert.
Tendenziell erwarte ich bis über die kommende Wochenmitte hinaus frühsommerliches und wechselhaftes Wetter mit geringem Niederschlagsaufkommen.
Nach den letzten Berechnungen des amerikanischen GFS-Modells, aber auch nach dem europäischen IFS, kommt der KLT nur bis ca. Polen/Ostsee voran. Er wird von zunehmenden Hochdruckeinfluss wieder zurückgedrängt ehe er an der Südflanke eines erstarkten Skandinavienhochs im aktuellen GFS-Modelllauf mit neuem Anrand am kommenden Wochenende bis ME vorankommt und zu einer erheblichen Wetterverschlechterung mit Temperaturrückgang führen soll.
Synoptische Analyse:
Bis Pfingstmontag stellt sich eine instabile omegaähnliche Druckstruktur ein. Die beteiligten Drucksysteme sind
-ein Skandinavienhoch, flankiert von
-einer flachen Tiefdruckzone mit dem in meiner letzten Analyse behandelten KLT im W und
-einem KLT im O.
Eine schwach antizyklonale Südföhnlage liegt über den Ostalpen:
Bis kommenden Di führt eine Sturmtiefentwicklung über dem Nordatlantik südl. von Grönland zu eine Progression der Tiefdruckzone über WE nach O. Dabei wird auch das Skandinavienhoch nach NW-Russland zurückgedrängt.
An der Vorderseite des atlantischen Sturmtiefs schiebt sich begleitet von WLA (Warmluftadvektion) ein Keil des Azorenhochs bis Schottland und schnürt den zum Tief gehörenden Trog ab. Damit entsteht ein Cutoff-Tief vor der Iberischen Halbinsel. Der KLT aus O bleibt über der Ostsee liegen, über ME bleibt die flache Druckverteilung mit labiler Luftschichtung und frühsommerlichem Temperaturniveau bestehen:
Das Zusammenspiel von Atlantikkeil und Cutoff vor der Iberischen Halbinsel führt zum Aufbau eines neuen kräftigen Skandinavienhochs und zur Wiederherstellung einer Omegastruktur. Die Ostalpen bleiben im Randbereich der flankierenden Tiefdruckzone im O in einer östlichen leicht unbeständigen Grundströmung mit (noch) frühsommerlichem Temperaturniveau:
Der in obiger Geopotentialkarte eingezeichnete Kaltluftvorstoß an der Ostflanke des Skandinavienhochs soll nach Lesart des aktuellen GFS-Laufes zum kommenden Wochenende als KLT die Ostalpen erreichen und hier für eine massive Wetterverschlechterung mit markanter Abkühlung sorgen.
Eine lehrbuchhafte Omegastruktur mit Skandinavienhoch und flankierenden Höhentiefs (Cutoff vor der Iberischen Halbinsel, KLT über Ungarn) zeigt der GFS-Hauptlauf:
Wie schon weiter oben angedeutet, sehe ich in dieser Entwicklung noch große Unsicherheiten und werde bei neuen belastbareren Erkentnisse meine Prognose in den kommenden Tagen aktualisieren.