Steigende Nachtfrostgefahr ab kommender Nacht

Die herrschende „verschwendete“  winterliche Wetterlage führt mitten im Frühjahr bei der  weit fortgeschrittenen Vegetation in den kommenden Tagen mit großer Wahrscheinlichkeit zu gebietsweisen Frosschäden an Obstkulturen.

Die Nullgradgrenze in der eingeflossenen Polarluft liegt derzeit und in den kommenden Tagen, abhängig von der Tageszeit und der advehierten Luftmasse,  meist zwischen etwa 700m und 1200m.  In tieferen Lagen kommt die Temperatur über einstellige positive Werte kaum hinaus. Für die Jahreszeit viel zu kalt.

Solange – wie derzeit – eine schützende Wolken und/oder Wind nachtsüber vorhanden sind, droht in den Niederungen, wo die Vegetation auf Kälterückfälle mit Luftfrost nicht vorbereitet ist,  keine Frostgefahr.

Dies wird sich aber  in der kommenden Nacht Mo auf Di und dann wieder von Mi auf Do ändern.

Das in der Polarluft vorhandene  Potential für Nachtfrost wird durch die zeitlich Überlappung von Wolkenauflösung, Windabnahme bei gleichzeitig tiefen Taupunkttemperaturen in manchen Gebieten ausgeschöpft, sodass dort entsprechende Folgen für die Vegetation (Schäden an Obstkulturen) zu befürchten sind.
Auch das Triestingtal liegt im gefährdeten Gebiet.

Nachfolgend meine Detailanalyse für die kommenden Tage:

 

Die Rückwärtstrajektorie (exemplarisch für München) zeigt den Ursprung die derzeit bei uns eintreffenden Luftmassen in   der unteren Troposphäre (ca. 1000m bis 3000m).  Es handelt sich um reinrassige Polarluft, die zwar beim Überströmen der relativ warmen Nordsee etwas erwärmt wird, aber in den Alpen trotzdem für winterliche Verhältnisse sorgt. Nur dank jahreszeitlich bedingter positiver Strahlungsbilanz und bereits aufgewärmter Böden herrschen in tiefen Lagen positive Temperaturen:

25.04.2016.trajektorie

 

Heute Mo erwartet uns im Einflussbereich des labil geschichteten  Höhentroges unbeständiges, schaueranfälliges (in der Höhenkaltluft z.T. mit Graupel) und windiges Wetter. Dabei treten im Stau der Alpennordseite oberhalb 700m auch länger anhaltende Schneefälle auf.  An der  leebegünstigten Alpensüdseite gibt es Wolkenauflockerungen durch Nordföhn.

Kurze Wetterberuhigung führt in der kommenden Nacht vor dem Eintreffen der nächsten Kaltfront aus Westen zu vorübergehender Wolkenrückbildung.  Dabei kommt es auch zu deutlicher Windabschwächung in den Niederungen. Ideale Voraussetzungen für Abstrahlung in der kalten und relativ trockenen Luftmasse.

Die nachfolgenden Karten von UTC 03:00 (entspricht 05:00 unserer MESZ) zeigen Wolken-, Temperatur- und Windverhältnisse.

Der Wolkenschirm der Kaltfront bedeckt bereits die Westhälfte Österreichs. Wolkenfrei ist es noch nach Osten zu:

25.04.2015.wolken1

 

Die berechneten Temperaturen in 2m Höhe sind bis auf den äußersten Osten durchwegs im negativen Bereich:

25.04.2016.temp1

 

Aufgrund der zugrundeliegenden Auflösung von 27km und damit nicht exakt erfassten Modelltopographie der Alpen ist aus der berechnete Temperaturkarte keine Detailprognose ableitbar, aber sie zeigt unmißverständlich die frostgefährdeten Gebiete. Dabei kann in geschützen Mulden, Becken und Tälern die Temperatur noch tiefer sinken, in windexponierten höheren Lagen dagegen höher liegen.
Bezogen auf das obere Triestingtal könnte dies also bedeuten, dass es im Talgrund deutlichen Luftfrost gibt, während es 100 Meter höher – etwa am Reisberg – nicht friert.

 

Die zeitgleich tiefe Taupunkttemperatur ist typisch für recht trockene polare Luft und verhindert Nebelbildung, die die Abkühlung bremsen würde:

25.04.2016.tp1

 

Die  Windfahnen zeigen nur schwache Luftbewegung:

25.04.2016.wind1

 

Mit der eintreffenden Kaltfront steht der Di weiterhin im Zeichen eines unbeständigen schaueranfälligen Wettercharakters. Im Osten und Süden wird es am Vormittag noch sonnige Auflockerungen geben.

Nach dem frostigen Tagesbeginn erfolgt tagsüber mit Winddrehung auf SW vorübergehend  deutlicher Temperaturanstieg, ehe in der Nacht auf Mi ein weiterer Schwall Polarluft aus NW die Ostalpen erreicht. Dabei kommt es zu einer Randtiefenwicklung über der Adria  mit Niederschlägen von Süden.
Exemplarisch die Niederschlagskarte von Mi früh:

25.04.2016.ns

 

Im Bergland sind erhebliche Neuschneemengen zu erwarten. Aber auch in den Niederungen des Nordens und Ostens sinkt die Schneefallgrenze auf 400m. Nur entlang der Südgrenze dürfte sie im Mischbereich mit der feuchtmilden Mittelmeerluft höher liegen:

25.04.2016.schnee

 

Dem unbeständigen und von schauerartigen Niederschlägen geprägten Mi folgt in der Nacht auf Do  deutlicher LD-Anstieg und die Ausbildung eines kleinen Zwischenhochs über den Ostalpen mit folglicher Wetterberuhigung:

25.04.2016.hoch

 

Damit verbunden ist Wolkenauflösung mit neuerlicher Frostgefahr am Do früh.
Vor allem in den höheren Lagen des Alpenbereiches mit der entstandenen Schneedecke ist strenger Frost zu erwarten. Aber auch die Niederungen bleiben gefährdet. Aufgrund des LD-Gradienten zwischen dem Alpenhoch und dem tiefen LD über Deutschland, könnte das nördliche Alpenvorland und das östliche Flachland dank durchgreifenden Westwind und konvektiver zu Graupelschauer neigender Bewölkung verschont bleiben.  Anders sieht es für den SO aus, wo eher windstille Verhältnisse zu erwarten sind und deshalb auch verbreitet negative Temperaturen berechnet werden:

25.04.2016.temp2

 

Auch für die Tage ab der zweiten Wochenhälfte (siehe meine Analyse von gestern 24.04.2016) bleibt trotz tendenzieller leichter Temperaturzunahme in der weiterhin vorhandenen kalten Luftmasse die Frostgefahr in Strahlungsnächten  bestehen.

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