Während unsere Augen auf die kontinentale Kaltluft aus Osten gerichtet sind, ist derzeit ein synoptisch außergewöhnliches Ereignis auf der europäischen Seite der Arktis zu beobachten. Warmluft subtropischen Ursprungs erreicht den Nordpol (Beitragsbild Quelle: wetterzentrale.de).
Dass im Super-ElNino-Jahr 2015/2016 die positive Temperaturnomalie im tropischen Pazifik zu einem erhöhten Energieeintrag in die Atmosphäre und damit verbunden zu weltweiten Auswirkungen in Form von Wetterextremen führen wird, wurde von Wetterexperten angekündigt.
In meiner Winterprognose 2015/2016 und im Blogeintrag, der die Fernwirkung eines ElNino-Ereigisses behandelt,
bin ich auf dieses Phänomen schon näher eingegangen.
Eine umfassende Behandlung des El Nino Phänomens findest du in meiner ENSO-Präsentation.
Aktuell haben wir es mit der nächsten Wetterkapriole zu tun.
Bei Island hat sich ein Orkantief mit dem außergewöhnlich tiefen Kerndruck von fast 920hPa gebildet. Der enorme Druckunterschied zum Hoch über Skandinavien setzt an seiner Vorderseite gewaltige Luftmassen aus subtropischen Gefilden in Bewegung und schaufelt diese Warmluft bis zum Nordpol:
Die 2m-Temperatur erreicht heute am Nordpol knapp positive Werte. Dies liegt um gut 40 K über dem Durchschnittswert zu dieser Jahreszeit:
Auf unser Wetter hat ECKARD keinen unmittelbareen Einfluss.
Der bis jetzt recht „gesunde“ Polarwirbel dürfte den Warmluftvorstoß nicht unbeschadet überstehen. Die aktuellen Modellrechnungen von EZ und GFS simulieren für Anfang Jänner den Aufbau eines Polarhochs und eine Bruchlinie zwischen NW-Kanada und Mittelsibirien. Der Polarwirbel nimmt eine dipolartige Struktur an:
Der arktische Oszillationindex, ein Indikator für den Polarwirbel, befindet sich auf Talfahrt und verharrt in weiterer Folge im negativen Bereich. Ein eindeutiges Zeichen für einen gestörten Polarwirbel:
Der für unser Wetter bestimmende Teil des PW´s dürfte die Dynamik am Atlantik allerdings weiterhin mit rückseitigen Kaltluftvorstößen anheizen und die bei uns anklopfende kontinentale Kaltluft auf Distanz halten. Da nun endlich das winterfeindliche Subtropenhoch vom Mittelmeerraum verdrängt ist, bringt eine südlichere westliche Frontalzone wenigstens einen Berglandwinter, wobei ich durchaus damit rechne, dass an der Rückseite von Fronten mit einem Schwall angezapfter Kaltluft auch die Niederungen kurzzeitig Schnee sehen.
Einen interessanten und leicht verständlichen Artikel mit dem Titel „Monstersturm heizt dem Nordpol ein“ findest du hier.
Danke Franz für diesen äußerst interessanten Beitrag. Durch den nun gestörten Polarwirbel dürfte die Witterung im Alpenraum endlich wieder abwechslungsreicher und winterlicher werden….
Ein gesegnetes neues Jahr 2016
Haimo