Es bedarf einer Menge Glück, um eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden.
Genauso verhält es sich derzeit bei der Ausschau nach dem Winter 🙁
Zusammenfassend wird die zweite Dezemberhälfte wie folgt verlaufen:
– viel zu mild ohne Chance auf Schnee bis vor Weihnachten,
– nahtloser Übergang zur Wettersingularität namens Weihnachtstauwetter,
– auch an den letzten Tagen des Jahres 2015 bis Silvester ist ist in den letzten Modellrechnungen kein Wintereinbruch erkennbar, da die Ableger des Subtropenhochs mit nur kurzen Unterbrechungen den Alpenraum fest im Griff haben.
Lediglich bodennahe Kaltluftseen in geschützten Becken und Tälern, in denen es unter Hochdruckeinfluss inversionsbedingt frostig wird, werden erinnern, dass wir uns in der Jahreszeit „Winter“ befinden.
Die Natur wir von der außerordentlich milden Witterung bereits irregführt:
Winterliche Perspektiven, die in den erweiterten mittelfristigen Modellsimulation (>10Tage) auftauchen, werden immer wieder verschoben.
Der vorläufige Höhepunkt der „Wärmewelle“ wird am kommenden So/Mo erwartet. Hochdruckeinfluss mit Warmluftadvektion in der Höhe und milden 8°-10° in 1500m:
Die Ensemblerechneung des amerikanischen Modells (Gitterpunkt Oberes Triestingtal) zeigen zwar danach einen langsamen Temperaturrückgang, aber nach wie vor bleibt das Temperaturniveau bis Jahresende oberhalb der Genzschicht, in der es inversinsbedingt stärker abkühlen und frostig werden kann, mehr als 5 K über dem langjährlichen Mittelwert. Die Niederschlagssignale sind sehr gering, was auf die antizyklonale Prägung schließen lässt :
Alles spricht derzeit dafür, dass im Alpenraum nach einem rekordwarmen November ein ebensolcher Dezember folgt.
Exemplarisch der Klimaspiegel der ZAMG mit der Temperaturabweichung für St.Pölten im Jahresgang:
Bei der Ursachenanalyse stoße ich immer wieder auf eine ungemein winterfeindliche Erhaltunsneigung des Zirkulationsmusters.
Maßgeblich beteiligt an dieser Situation sind ein:
– kerngesunder Polarwirbel;
– das Suptropen-Hoch, das über dem westlichen Mittelmeerraum stark ausgeprägt ist, bis zum Alpenraum reicht und von SW laufend regeneriert wird; als Folge verläuft die Frontalzone weit im Norden;
-die Dynamik am Atlantik, die durch Kaltluftvorstöße zwischen Grönland und Neufundland aufrecht bleibt;
– Es ist weiters kein Minor/Major Warming, das den Polarjet in Schwingung versetzen könnte (Meridionalisierung der Zirkulation) in absehbarer Zeit zu erwarten. Die Wärmeblasen in der Stratosphäre über dem asiatischen Kontinent kommen und gehen:
– und die arktische Oszillation verstärkt sich und bleibt nach den letzten Berechnungen bis Ende des Jahres im stark positiven Bereich; ein Indiz, das gegen Kaltluftausbrüche in die mittleren Breiten spricht:
In den Monaten Jänner/Februar kann noch viel passieren und sich der Winter zu Wort melden.
Dies würde auch zu einem Jahr mit normalen El Nino-Bedingung passen. Ein milder zonal geprägter Dezember mündet unter solchen Bedingungen statistisch häufig in einem kalten Kernwinter.
Der heurige Super-El Nino, auf den ich in einem älteren Beitrag (link) genauer eingegangen bin, hat jedoch großes Überraschungpotential, das noch unerforscht ist.
Die Langfristprognosen von CPC, ZAMG, DWD gehen weiterhin von einer Fortsetzung des extrem milden Wettercharakters aus. 🙁
Danke Franz für deine anschaulichen Analysen, welche ich immer mit großem Interesse lese. Abgesehen von frostigen Nächten ist bei uns in Südtirol bis 3.000 m alles aper, also absolut kein Schnee. Herzliche Grüße