Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag

Heute, 27.06.2015 ist Siebenschläfertag. Ich möchte kurz auf die Bedeutung dieses „sommerbestimmenden“ Tages eingehen, ehe ich am Ende des Beitrages  auf die sommerlichen Aussichten eingehe.

Die Siebenschläferregel (Beitragstitel) ist eine alte Bauernweisheit und beruht auf  Wetterbeobachtungen, die bis ins Mittelalter zurückgehen.  Diese überlieferte Witterungsregel hat  auch in der Meteorologie als Singularität Einzug gehalten. So werden regelmäßig sich wiederholende Wetterlagen/Witterungsabschnitte im Jahresablauf bezeichnet.
Dabei ist jedoch beachten, dass nicht ein einzelner Tag die Wetterentwicklung der kommenden sieben Wochen vorgeben kann. Das würde bei dem heutigen bewölkten Tag auch keine großartige Erwartungshaltung an den Sommer aufkommen lassen 😉
Meteorologisch wird die Regel vielmehr auf den Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli bezogen und sie  trifft statistisch in 2 von 3 Fällen zu.  Durch die gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582, bei der 10 Kalendertage übersprungen wurden,  ist ohnehin der Bezugszeitraum Anfang Juli korrekter.

Wie ist die Siebenschläferregel meteorologisch zu erklären?

 

Mit dem Sonnenhöchststand herrscht in diesem Zeitraum die stärkste Einstrahlung auf der NH,  in der Atmosphäre der NH wurde die Kälte des Winters abgebaut. Der Temperaturgradient zwischen polaren und mittleren Breiten erreicht sein Jahresminimum.  Damit beruhigt sich die Wetterküche. Die großskaligen Strukturen, Verteilung von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die sich im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli ausgebildet haben, sind deshalb meist sehr beständig.

Erst etwa ab Mitte August, wenn die Nächte nördlich des Polarkreises wieder deutlich länger werden und dadurch ein  Kältepotential aufgebaut wird, gewinnt die nördliche Frontalzone wieder an Dynamik; es kommt wieder Bewegung in die Wetterküche. Neue Druckkonstellationen und Zirkulationsmuster führen zu neuen GWL´s.

 

Welchen Sommerverlauf können wir heuer nach angewandter Siebenschläferregel erwarten?

Die seit Tagen simulierte Druckverteilung über Europa für Anfang Juli zeigt modellübergreifend  sei Tagen den Aufbau einer Omegalage.
Exemplarisch eine Karte vom heutigen GFS-Lauf:

27.06.2015.gfsnh-0-162

 

An der Vorderseite eines kräftigen atlantischen Tiefdruckkomplexes wölbt sich ein mächtiger Langwellenrücken bis Skandinavien auf und bildet dort ein eigenständiges Hochdruckgebiet aus.  Gestützt im Westen vom Atlantiktrog und einem Höhentrog über Osteuropa sind solche  Lagen  in der Regel länger anhaltend.
Die Bandbreite über Mitteleuropa reicht von hochsommerlicher gewitteranfälliger Heißluft aus SW (oranger Pfeil) bis mäßig warmer trockener Kontinentalluft mit normalen Sommertemperaturen (grüner Pfeil). Nicht ausgeschlossen, dass sich genau über Österreich für einige Tage ein West-Ost Temperaturgefälle ergibt.

 

Ein Blick auf die Ensemblerechnung der letzten 4 Rechnungsläufe für den Gitterpunkt Oberes Triestingtal bestätigt den in meiner letzten Analyse/Prognose angekündigten sommerlichen Witterrungsabschnitt in der ersten Julidekade mit Option auf Verlängerung.

Die Streuung ab dem kommenden Wochenende deutet aber auch an, dass aus heutiger Sicht noch nicht vorhersagbar ist, ob die heiße Subtropenluft oder eher die mäßig warme Kontinentalluft Oberhand gewinnt:

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Wenn auch die Siebenschläferregel mit 2/3-Wahrscheinlichkeit statistisch zutrifft, ich persönlich glaube, dass das verbleibenden 1/3 mit einem kühlerem wechselhaften Wetterabschnitt in der zweiten Juilhälfte die Sommerfreuden zumindest vorübergehend beenden wird.

Da wäre nämlich noch das sich seit dem Winter wiederholt weit nach Norden aufwölbende Azorenhoch.  Ich glaube an die Erhaltung dieser Tendenz als übergeordnetes Zirkulationsmuster in der Atmosphäre. Auch wenn in der ersten Julihälfte das Azorenhoch durch das Atlantiktief von seinem angestammten Platz verdrängt wird und uns indirekt mit einem östlichen Ableger die Omegalage beschert, halte ich eine baldige Ausdehnung am Atlantik nach Norden  verbunden mit einer eher kühle wechselhafte NW-Lage  bei uns für durchaus wahrscheinlich.

Exemplarisch eine Ensemblerechnung mit diesem Szenario:

27.06.2015.gensnh-12-1-372

 

Nach diesem Ausflug in den bereits spekulativen Bereich der sommerlichen Entwicklungsmöglichkeiten zurück zur Prognose für den Kurz- und Mittelfristzeitraum:

Nach dem Durchzug einer Kaltfront in der kommenden Nacht, bleibt es morgen So entlang der Alpennordseite und im Osten bei NW-Wind noch reichlich bewölkt mit Schauern; im Westen und Süden mit zunehmendem Hochdruckeinfluss freundlich.

Auch Mo und Di ein zweigeteiltes Österreich. Unter Hochdruckeinfluss viel Sonne im Westen und Süden; nach Osten zu im Randbereich von schwachen Störungen, die in der NW-lichen Höhenströmung nach SO geführt werden, im Tagesgang Quellwolken und einzelne Schauer.

Ab Mi für einige Tage, eventuell sogar über das kommende Wochenende hinaus,  stabiles (Hoch-)sommerwetter:

Viel Sonnenschein, lockere Quellwolken, einzelne Wärmegewitter über dem Relief.

 

Ein Gedanke zu „Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“

  1. Danke, Franz, für die sehr wertvolle und anschauliche Analyse bezüglich der Entwicklung des Sommerwetters der nächsten Wochen. Ich glaube auch, dass diese eintreffende OMEGA-Lage nicht den ganzen Juli anhalten wird…
    Es wird spannend, ob wir mehr das gemäßigtere kontinentale Hochdruckwetter haben werden oder in eine heiße Strömung aus Nordafrika geraten (und wo genau die heißere und kühlere Seite dieses Hochdruckblocks sein wird).
    Bei uns in Südtirol gab es heute (abschließend) auch noch unbeständigeres Wetter mit Regenschauern u. Gewittern. Ab morgen, Sonntag, soll hier die anhaltende Schönwetterperiode beginnen.

    Ich genieße auch immer deine schönen Fotos von deinen Touren…

    Sommerliche Grüße aus Südtirol von

    Haimo

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