Hohes Potential für eine Hochwasserlage (NÖ Voralpen bis Wienerwald)

Die NS-Mengen, die nun den dritten Tag fast unverändert für große Teile des Ostalpenraumes – insbesondere NÖ-Alpennordseite bis Wienerwald – vorhergesagt werden, habe ich in den letzten 12 Jahren, seit ich mich mit Synoptik und Interpretation des Outputs der Wettermodelle beschäftige, noch nie gesehen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         

Modellübergreifend werden für die genannten Gebiete  von Do bis So Regenmengen bis 200mm simuliert.

Dies ist zwar noch „Modellniederschlag“ und noch nicht für bare Münze zu nehmen, aber das Potential für ein schadensträchtiges Hochwasser ist groß. Ich werde die Lage weiterhin analysieren und berichten.

Wie kann es zu so enormen NS-Mengen in kurzer Zeit kommen? Gestern habe ich schon darauf hingewiesen, dass sich eine Vb-ähnliche Wetterlage abzeichnet. Dabei wird ein Mittelmeertief, dass Große Mengen an Feuchtigkeit über der Adria getankt hat über Ungarn nach Polen gesteuert. Eine herumgeführte Front gelangt bei diesem Prozess von N an die östl. Alpennordseite und bewirkt starke Stauniederschläge.

Warum diese Entwicklung in den Modellsimulationen mit derart extremen NS-Mengen berechnet wird, hat nach meinem Verständnis zwei wesentliche Ursachen. Zum einen kann sich das Tief aufgrund des kontinentalen Blockadehochs nicht nach O verlagern. Es bleibt eingesperrt am Rand des Ostalpenraumes und versorgt diesen tagelang mit NS.

Zu anderen ist das extrem warme Mittelmeer mit der Adria maßgeblich mitverantwortlich. 

Die physikalische Erklärung dazu ist leicht zu verstehen. Gelangt mit einem Kaltluftvorstoß Kaltluft polaren oder subpolaren Ursprungs aus dem Norden über das warme Mittelmeer, wie es ab Wochenmitte erwartet wird, führt dies zu einer „explosiven“ Mischung. Die kalte Luft über dem warmen Meer induziert ein Tief. Die untersten Luftschichten, die durch das warme Mittelmeer erwärmt werden, sind weniger dicht als die Kaltluft die darüber einströmt und haben somit das Bestreben aufzusteigen. Aufgrund der Verdunstung an der warmen Meeresfläche gelangt die Feuchtigkeit mit der aufsteigenden Luft in höhere Schichten und kondensiert; Wolken und NS sind die Folge. Je wärmer die Meerestemperatur ist, desto mehr Energie steht zur Verfügung und desto „giftiger“ sind die Auswirkungen des entstehenden Tiefs.

Heuer ist die positive Abweichung der Oberflächentemperatur im westl. Mittelmeer besonders hoch. Kommt es nun zu einem Kaltluftvorstoß über das Rhonetal bis in den Golf von Genua, intensivieren sich dort entstehende Tiefdruckgebiete  und führen zu sehr starken Niederschlägen. Genau das passiert in den nächsten Tagen. Mit der Verlagerung zur Adria erfasst diese extrem feuchte energiereiche Luft auch die Ostalpen und führt hier zu sehr starken Aufgleitniederschlägen, die bis in mittlere Gebirgslagen als Schnee fallen können.

Aufgrund der besonders hohen Meeresoberflächentemperatur im Mittelmeerraum ist das Potential für Starkniederschläge in den kommenden Monaten besonders groß. Die Frage ist nur, wann sich eine Wetterlage entwickelt, bei der dieses  Potential angezapft wird.

Das erste Mal steht knapp bevor 😢

2 Gedanken zu „Hohes Potential für eine Hochwasserlage (NÖ Voralpen bis Wienerwald)“

  1. Das war eh ein Jahr mit Superlativen:
    NLC`s über Wien und ganz Deutschland, Polarlicht über Wien, bis in die Alpen runter, Sonnenfleckenmaximum, historische Hitzewelle von unbekanntem Ausmaß …. ich würde mich nicht mehr wundern. Ich hoffe es wird nicht ganz so schlimm lieber Franz, dieses Monsterhoch über Russland habe ich schon den ganzen Sommer im Auge, das Ding ist beängstigend!
    LG von Anette

    1. Als ich den Beitrag nach meiner Analyse der aktuellen Modellläufe heute in der Früh online stellte, zeigte die Geosphere nur für Do eine gelbe NS-Warnung für den S. Das machte mir Hoffnung. Mittlerweile wurde die NS-Warnung auf Fr und Sa und das in meinem Beitrag behandelte Gebiet ausgedehnt.
      Die aktuelle Multimodellvorhersage weist für das Obere Triestingtal eine Bandbreite von ca. 60mm bis 220mm bis So aus.
      Morgen sehen wir weiter.
      LG, Franz

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