Was hat ein Wärmegewitter mit einem Kochtopf zu tun?

In diesem Sommer wird fast täglich in den Wetterberichten auf eine  erhöhter Gewittergefahr hingewiesen. Auffallend oft wird von den Warnsystemen vor starken Gewittern mit Starkregen und Hagel gewarnt. Nicht immer kommt dann wirklich etwas vom Himmel. Dort wo es passiert, gibt es oft große Schäden.

Auch ich werde von Bekannten/Freunden in letzter Zeit immer wieder gefragt, ob am Nachmittag ein Gewitter kommt. Ich versuche dann die Schwierigkeit einer Gewittervorhersage bei bestehender gradientenschwacher Wetterlage und schwülwarmer, hochlabiler Subtropikluft, wie sie im heutigen Sommer sehr oft antreffen ist, plakativ mit einem Kochtopf zu erklären. 
Meteorologen vergleichen die Lage gegenüber Laien gerne mit einem Kochtopf, in dem Wasser erhitzt wird. Die Gewitterwolken sind wie die Blasen, die im Kochtopf aufsteigen. Sie bewegen sich völlig willkürlich, sind nicht vorhersagbar. 
Innerhalb von kurzer Zeit  kann sich bei solchen Verhältnissen ein Gewitter bilden, wo vorher noch blauer Himmel war, u. z. sowohl im bevorzugten Bergland, als auch im Flachland.

Die physikalische Erklärung ist etwas komplizierter 😉 Dort wo die feuchtwarme bodennahe Luftmasse mit Sonnenunterstützung erwärmt wird, beginnt sie aufzusteigen (Aufwind). Sie kühlt dabei ab, kondensiert, Wolkenbildung setzt ein. Gleichzeitig wird wird Kondensationswärme freigesetzt, wodurch das aufsteigende Luftpaket wärmer bleibt als seine Umgebungsluft und weiter aufsteigt. 
Ist der Aufwind stark genug, wachsen Wolken über mehrere Kilometer in die Höhe, Gewitter entstehen. Die Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre (ca. 12km Höhe), die Tropopause, wirkt wie ein Deckel und zwingt so die Gewitterwolke in der Regel in die Breite zu wachsen. Dadurch entsteht der sogenannte Amboss der Gewitterwolke.
Sind die Aufwinde stark genug, kann das aufsteigende Luftpaket die Tropopause durchbrechen und bis in die untere Stratosphäre hinausschießen. Man spricht dann „Overshooting Top´s“ Mit großer Wahrscheinlichkeit verursacht dieses Phänomen unwetterartigen Starkregen und Hagel.

Auch das Obere Triestingtal befand sich in den letzten Tagen mehrmals am Rande plötzlich entstehender Gewitterentwicklungen:

 

Aber nicht alle Unwetter sind so schwer vorauszusehen. Bei bevorstehenden Kaltfrontpassagen ist die Vorhersage leichter. Die Gewitter bilden sich stets an der Kante,  wo kalte und warme Luft aufeinandertreffen.

Wie wird sich das Wetter nun in den zu Ende gehenden Hundstagen entwickeln?

Vor Eintreffen einer Kaltfront, bestimmt heute Sa präfrontal die über den Ostalpen lagernde potenziell instabile Subtropikluft den Wettercharakter. Die sonnigen Abschnitte werden seltener, die Gewittergefahr ist ähnlich wie an den letzten Tagen. 

Bevor morgen So eine Kaltfront, die bereits am Vormittag im W eintrifft und den O und SO voraussichtlich erst am späten Nachmittag erreicht, wird es hier mit Sonne nochmals heiß. Mit dem Eintreffen der Front lebt Westwind auf, die Unwettergefahr ist groß.

Hinter der Front erreicht etwas kühlere, stabiler geschichtete Meeresluft den gesamten Alpenraum. Die hochsommerlichen Hitze wird kurz unterbrochen.
Einem unbeständigen und zeitweise regnerischen Mo folgt ein wechselhafter Di. Die Luft ist nur mehr mäßig labil, Schauer beschränken sich auf das Bergland und dem S, der noch im Einflussbereich eines abgetropften Mittelmeertiefs liegt:

 

Eine antizyklonal geprägte Westlage (GWL Wa) dürfte ab Wochenmitte wetterbestimmend werden. Im Laufe der zweiten Wochenhälfte dürfte die Hitze zurückkehren.

Exemplarisch die Karten mit der simulierten Geopotential-/Druckstruktur für kommenden Do und Sa vom aktuellen GFS-Modelllauf:

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.