Der Irrtum mit der Bauernregel zum Siebenschläfertag!

Ich habe die Thematik zwar bereits in einem älteren Beitrag behandelt, möchte aber aufgrund der falschen Auslegung in vielen Medien und auch von Meteorologen nochmals darauf eingehen.

Dass der 27. Juni zum „Siebenschläfertag“ wurde, geht auf eine alte Legende zurück. Danach hatten sieben junge Christen in der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249–251) in einer Berghöhle nahe Ephesos Zuflucht gesucht. Sie wurden entdeckt und lebendig eingemauert. Der Legende nach starben sie nicht, sondern schliefen 195 Jahre lang. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt und wachten auf.
In einer gedruckten Sammlung von Bauernregeln in deutscher Sprache (R. Reynmanns) aus dem Jahre 1505 ist die „Siebenschläferregel“ bereits enthalten.  Damit ist die Siebenschläferregel bereits vor 1582, als noch der Julianische Kalender galt, bekannt gewesen. Um den Kalender wieder mit dem Sonnenlauf in Einklang zu bringen, wurde 1582 mit einer Kalenderreform durch Papst Gregor XIII der Gregorianischen Kalender eingeführt. Dabei wurden die 10 Tage zwischen 4. und 15. Oktober übersprungen, was zu einer Verschiebung um etwa 10 Tage führte. 

 

D.h. dass der Siebenschläfertag nach dem aktuell gebräuchlichen Kalender auf den 7. Juli fällt und die Bauernregel von vielen Medien und leider auch Meteorologen ( 🙁 ) auf einen falschen Stichtag bezogen wird.

Die Siebenschläferregel gilt als meteorologische Singularität, nach der die vorherrschende GWL in der ersten Juliwoche-/dekade für den weiteren Sommerverlauf weitgehend wetterbestimmend bleibt.

Statistische Analysen ergaben, dass Eintrittswahrscheinlichkeit in den letzten Jahrzehnten bei ca. 70%  lag. Dies hängt mit dem Jetstream zusammen, welcher sich  üblicherweise Ende Juni bis Anfang Juli für einige Zeit stabilisiert.
Etabliert sich eine umfangreichen Hochdruckzone über Skandinavien, die  unter Umständen mit einer Hochdruckbrücke über England eine Allianz mit dem Azorenhoch und den Atlantik blockiert, bildet ist in ME nicht selten mit beständigem, trockenem und sehr warmem bis heißem Wetter zu rechnen. Atlantische Fronten werden ins Nordmeer abgelenkt.
Umgekehrt kann eine südlich verlaufende Frontalzone in weiten Teilen von ME in den darauf folgenden Wochen zu sehr wechselhaftem und unbeständigem Wetter führen.
Die aktuellen Simulationen der Wettermodelle gehen mehrheitlich von einer zonalen Zirkulation aus, die sich in dieser Woche einschwingt und auch im „tatsächlichen“ Siebenschläferzeitraum“ andauert.

Exemplarisch die simulierte Geopotential-/Druckstruktur vom aktuellen GFS-Modelllauf für Mitte kommender Woche:

 

In einer Woche sollte eine belastbare Interpretation der Siebenschläferregel und damit eine Trendaussage zum weiteren Sommerverlauf möglich sein!

2 Gedanken zu „Der Irrtum mit der Bauernregel zum Siebenschläfertag!“

  1. Die Siebenschläferregel wurde aber auch nach dem Jahr 1505 auf den 27.6. bezogen und hat sich offensichtlich auch mit diesem Datum (nach dem Julianischen Kalender) über die letzten 500 Jahre gut bewährt, was metrologisch auch schon ein recht langer Zeitraum ist. Wenn wir die Klimaerwärmung diskutieren, beziehen wir uns auf einen wesentliche kürzeren Zeitraum von rund 200 Jahren. Nach meiner (laienhaften) Erfahrung gibt die letzte Juniwoche eine recht passable Grundlage für die Prognose der weiteren 4-6 Wochen.

    1. Sie wurde immer auf den 27. Juni bezogen. Fälschlicherweise auch nach der Gregorianischen Kalenderreform.
      In den letzten Jahren hatte die Siebenschläfersingularität, bezogen auf den Zeitraum „erste Julidekade“, nach meiner Beobachtung eine gute Eintrittswahrscheinlichkeit.
      LG, Franz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.