Knapp daneben ist auch daneben (ein Abgesang auf den heurigen Winter)

Auch wenn ich regelmäßig herrliche Winterfotos in meinen Beiträgen zeige, heißt dies nicht, dass wir heuer einen Bilderbuchwinter erleben.
Im Gegenteil: verbreitete Schneearmut – auch im Gebirge – und  gewöhnlich hohe Temperaturen sind die bestimmenden Merkmale des heurigen „Mildwinters“. Lediglich in den die Südalpen passt die Schneeausbeute dank der hohen Temperaturen des Mittelmeers im vergangenen Hitzesommer und der dadurch verstärkten Tiefdrucktätigkeit im Winter.
Gestern traf ich bei meiner Schitour einen bekannten Klimapolitologen der Universität. Da wir stark überlappende Interessen – er von Berufswegen, ich als Hobbymeteorologe – und das Schitourengehen als Hobby haben, mangelte es uns nicht an Gesprächsstoff. Bezüglich der weiteren Winter- und Klimaentwicklung stehen die Zeichen auf „warm“. Der PW (Polarwirbel) nimmt Anfang Februar für den Alpenraum wieder eine winterfeindliche Struktur ein, die globale Erderhitzung wird mit dem Übergang zu El-Nino-Bedingungen im tropischen Pazifik sogar an Fahrt aufnehmen und wahrscheinlich in diesem Jahrzehnt noch eine positive Abweichung zur vorindustriellen Zeit von 1,5 K erreichen!

Nun genug der Abschweifungen und zum aktuellen Wetter der NH (nördlichen Hemisphäre) und der weitern Winterentwicklung.

 

Der stratophärische PW, der an der Kippe zu einem MW (major warming) mit totalem Zusammenbruch stand, wehrt sich erfolgreich gegen Wärmeattacken durch Energietransfer aus der Troposphäre. Die Schwächung mit Streckung und displacement ist nur vorübergehend (minor warming) und ohne Windumkehr. Er gewinnt bis Anfang Februar wieder eine zentrierte Struktur und begünstigt eine positive NAO (nordatlantische Oszillation) mit Ausdehnung eines Keils des Azorenhochs nach ME.

Nachfolgend die Animation der Temperatur in 10hPa bis Anfang Februar, der simulierte Vertikalschnitt des PW (Polarwirbel) vom Boden bis in die Stratosphäre für 07. Februar und die Berechnung des NAOI (nordatlantischer Oszillationsindex):

 

Quelle: staratobserve.com

 

Quelle: NOAA

 

Auch wenn mir die Mittel und die Kompetenz für eine fundierte Analyse fehlen, interpretiere ich Telekonnektionen und die aktuelle Zirkulationsmuster der tropischen Atmosphäre (PNA,ENSO, MJO, QBO, PNA etc.) als „winterfeindlich“ für den Alpenraum. Kurze winterliche Abschnitte wie Mitte Dezember oder derzeit sind natürlich möglich, aber nachhaltiges Winterwetter ist nicht in Sicht:

kein Flachlandwinter sondern nur unterdurchschnittlicher Berglandwinter.

 

Synoptischer Überblick anhand der simulierten Entwicklung des troposphärischen PW:

Die aktuelle Temperaturverteilung von heute Do zeigt, wo die Kältepotentiale innerhalb des PW auf der NH positioniert sind: Ostasien/Sibirien und Nordkanada. Über ME lagert nur mäßig kalte, feuchte und nebelanfällige Luft ohne markanten Wind: 

 

Die Geopotential- Druckstruktur des aktuellen GFS-Modelllaufes für morgen Fr  nimmt die Entwicklung für die kommende Woche vorweg. Das für La-Nina typische Nordpazifikhoch reicht mit einem Keil, in dem sich im N von Alaska ein autarker Hochkern bildet, bis in die Nähe des Nordpols. Das Alaskahoch fungiert jetzt als Rutsch für Kaltlufttransfer von Sibirien nach Nordkanada:

 

Dass eine „Alaskarutsche“ früher oder später die Dynamik über dem NA anheizt, habe ich schon mehrmals in Beiträgen behandelt. 
Vor Übergang zu zonalem und nach meiner Einschätzung eher hochdruckdominierten und höhenmilden Atlantikwetter (GWL Wa/SWa) dürfte sich Anfang kommender Woche noch eine Nordstaulage mit Neuschneezuwachs in höheren Lagen der Nord- und Zentralalpen des Ostalpenraums einstellen:

 

Mit dem großräumigen Kaltlufttransfer von Sibirien über dem Nordpol in Richtung Kanada positioniert sich das steuernde Fragment des troposphärischen PW über NO-Kanada/Grönland und bewirkt ein zonales Zirkulationsmuster über dem NA bis ME (s.o.):

 

Natürlich ist in meiner Analyse, vergleichbar mit der Winterprognose, eine spekulative Komponente enthalte. Sie spiegelt meine Erwartungshaltung!

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