Die rasant voranschreitende und nachweislich vom Menschen verursachten Erderhitzung mit seinen Folgen habe ich schon in mehreren Beiträgen behandelt. U.U. stehen wir gerade am Beginn des wärmsten Jännermonats seit Beginn der Messgeschichte mit einzigartiger Schneearmut auch in den Gebirgsregionen (Beitragsbild: ORF). Der Rückzug der Schneegrenze in immer höhere Regionen schreitet stetig voran.
Die Schiindustrie und der Wintertourismus steht vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Der „Kipppunkt“ steht unmittelbar bevor 😉 (Symbolbild, Quelle unbekannt)
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Bevor ich darauf eingehen, wie lange der Winter voraussichtlich noch auf Tauchstation bleibt, möchte ich noch eine Studie der ETH zitieren, die die Temperaturentwicklung bis 2050 in 520 Städten der Erde untersuchte.
Das Ergebnis der Sommertemperatur in Städten ist dramatisch. Wien könnte bis 2050 ähnlich der nordmazedonischen Stadt Skopje werden – zumindest was das Klima betrifft. Für London werden in den nächsten 27 Jahren Temperaturen wie im heutigen Barcelona prognostiziert. Dabei legte man der Untersuchung das optimistische RCP 2.4 Szenario, mit einer globalen Erderwärmung von 2.6 K bis 2100 zugrunde. Wenn man sich den Abschlussbericht der Klimakonferenz von Sharm-el-Sheik ansieht, dürfte diese Ziel in weite Ferne rücken 🙁
Exemplarisch der zu erwartende Temperaturanstieg für eine kleine Auswahl europäischer Städte vom Beginn der Industrialisierung bis 2050:
Wien …………………………………… +7,6 K
London ………………………………. +5,9 K
Stockholm ………………………… +5,9 K
Moskau …………………………….. + 5,5 K
Madrid ……………………………… + 6,4 K
Quelle: Standard
Die Studie ist von 2019 wurde auch von österreichischen Medien (z.B. Standard, ORF) aufgegriffen, ist dann aber wahrscheinlich Corona-bedingt in Vergessenheit geraten.
Im Wissenschaftsmagazin PLOS ONE sind die umfangreichen Studienergebnisse für alle 520 Städte weltweit frei verfügbar veröffentlicht: link
Die simulierte Wetterentwicklung für kommende Woche passt keinesfalls zum Hochwinter vergangener Jahrzehnte mit den normalerweise kältesten Tagen des Jahres. Der bereits lange vor Weihnachten auf Tauchstation gegangene Winter, kommt zwar Anfang kommender Woche zum Luftholen kurz an die Oberfläche, nachhaltiges Winterwetter bleibt aber in weiter Ferne. Dagegen spricht das großräumige eingefahrene Zirkulationsmuster.
Zwischenhoch heute Sa:
Eine Kaltfront mit erwärmter Subpolarluft nähert sich am morgigen So; gleichzeitig erfolgt eine Adriatiefentwicklung. Der Wochenbeginn wartet mit etwas Schnee in höheren Lagen des W und den Nord-/Südstaulagen auf:
Das Strömungsmuster bleibt aber im Verlauf der kommenden Woche erhalten und steuert bei wechselhaften Wettercharakter weiterhin viel zu milde Atlantikluft zu den Alpen.
Exemplarisch die simulierten Karten mit der Geopotential-/Druckstruktur des aktuellen GFS-Modelllaufes für kommenden Mi und Fr:
Der weitere Blick in die Zukunft ist aufgrund der hohen Dynamik über dem NA wenig treffsicher. Sollte sich die Erhaltungsneigung der Zirkulation durchsetzen, bleibt es beim eher milden Westwetter mit einem Wechsel von Warm-/Kaltfronten und kurzen Zwischenhocheinschüben.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass die Veränderungen im stratosphärischen PW (Polarwirbel) in der zweiten Jännerhälfte in die Troposphäre durchschlagen und das Zirkulationsmuster umkrempeln. Wärmeeinschübe in der Stratosphäre (siehe meine letzte Analyse) führen nach den aktuellen Berechnungen von GFS zunächst zu einer Streckung und in weiterer Folge zu einem „displacement“ des stratosphärischen PW in Richtung Grönland/NO-Kanada:
Auswirkungen auf die Troposphäre, wo unser Wetter stattfindet, sind zu erwarten, aber wären derzeit noch Spekulation.
Aktualisierung folgt!
Der Club of Rome hat vollkommen Recht: der einzelne, umweltbewusste Bürger bewirkt gar nichts in Anbetracht dessen, was sich da entwickelt und so traurig diese Erkenntnis auch sein mag, nütze es nichts, den Müll gewissenhaft zu trennen, Strom zu sparen oder weniger Auto zu fahren, evtl. auf Flüge verzichten oder auf vegane Ernährung umzustellen. Die großen Ölkonzerne Und Kohlekraftwerke müssen sofort handeln, denen muss man ernsthaft Verbote erteilen, doch dies ginge auf Kosten der Demokratie. China ist weltweit sehr viel fortgeschrittener in der Entwicklung von Umwelttechnologien, wenn auch gleichzeitig ein grosser Mitverursacher an Problemen, doch wird sich da am ehesten noch ein Wandel vollziehen, da Verbote dort sofort durchgreifen, ohne ein Abwägen und Abwarten verschiedener Meinungen und Stimmen. Wir stecken in einem echten Dilemma. Müssen wir uns gegen die Errungenschaften der Demokratie entscheiden? Was heute in China der Umwelt hilft, kann Morgen ein Schuss nach hinten gegen die Menschheit sein. Es ist verzwickt bis geht nicht mehr.
Totalitarismus anstelle von Demokratie ist noch lange kein Garant für die notwendige Wende!
Die Wissenschaft hat ihre Pflicht getan und die möglichen Zukunftsszenarien aufgezeigt. Die Politik – und das weltweit – müsste jetzt entsprechend handeln. D.h. Maßnahmen vereinbaren, die die CO2-Emissionen reduzieren und damit der rasanten Erderwärmung entgegenwirken. Dass dies nicht funktioniert liegt vereinfacht gesagt einerseits an den unterschiedlichsten Interessen der Staaten, andererseits an dem – zumindest vorübergehenden – Wohlstandsverlust durch die Umsetzung erforderlicher Maßnahmen. Die Politiker wollen wiedergewählt werden, deshalb werden solche Maßnahmen zwar oft als notwendig gesehen, deren Umsetzung wird aber in die Zukunft verschoben. Dazu kommt noch, dass Umweltbewußtsein und ökologisches Denken bei vielen erst an zweiter Stelle, weit hinter dem Ziel des Wohlstandserhalt kommt. Das Problem ist also beliebig komplex und kann nicht allein auf sachlicher Ebene gelöst werden.
Ich fürchte, ein Paradigmenwechsel passiert erst, wenn der Leidensdruck durch Wetter-/Umweltkatastrophen groß genug ist und Druck von der Masse kommt. Die wenigen Klimaaktivisten, deren Protestmethoden leider teilweise kontraproduktiv sind, sind nicht ausreichend. Die Menschheit verliert wertvolle Zeit bei der möglichen Vermeidung einer Klimakatastrophe!
LG, Franz