Nach einem winterlich kalten und zunehmend sonnigen Wochenende (Frontabzug nach O heute Sa, Zwischenhoch morgen So) manifestiert sich modellübergreifend die Wettersingularität des Weihnachtstauwetters. Nach Tagen ambivalenter Modellrechnungen herrscht nun modellübergreifend weitgehende Einigkeit. Der troposphärischer PW (Polarwirbel) mit einem markanten Grönlandblocking bleibt zwar weiterhin gestört, was sich im nach wie vor negativen arktischen Oszillatioinsindex äußert, das Zirkulationsmuster über dem NA zeigt aber eine Zonalisierungstendenz.
Anfang kommender Woche dreht die Strömung über dem Alpenraum zunächst auf SW. Ungewöhnlich milde Luftmassen subtropischen Ursprungs lassen die Nullgradgrenze auf teils über 3000m ansteigen. Dabei überwiegt bis Mi antizyklonaler Enfluss mit dünnen hochliegenden Warmluftwolken (GWL SWa). Verantwortlich für diesen „Wärmeschub“ ist die positive Achsneigung des Atlantiktroges an der SO-Flanke des Grönlandblockings. Mo/Di herrscht somit mildes und trockenes Bergwetter mit Föhneffekten an der Alpennordseite und Temperaturen von über 10°C in typischen Föhntälern. Feuchtkühl bleibt es dagegen oft im inversionsgeprägtem Flachland.
Exemplarisch die Geopotential-/Druckstruktur des aktuellen GFS-Modelllaufes für kommenden Mo:
Winterliche Eindrücke wie auf den nachfolgenden Bildern (fotografiert gestern Fr am Hocheckkamm) wird man ab Mo längere Zeit nicht antreffen:
Im Laufe des Mi erreicht eine eine schwache Kaltfront den äußersten W Östereichs und quert in der Nacht auf Do von W nach O. Die Front hat den Charakter einer maskierten Kaltfront, wird mit durchgreifendem Westwind die Kaltluftseen im O ausräumen und hier eine nachhaltige Milderung bewirken. Im Bergland kühlt es dagegen bei weiterhin deutlich zu milden Temperaturen etwas ab.
Die deutlich zu milde, wechselhafte und leicht zyklonale Westwetterlage wird voraussichtlich auch zu den Weihnachtsfeiertagen anhalten. Nennenswerter Neuschneezuwachs ist nicht in Sicht:
Das großräumige Zirkulationsmuster macht auf mich einen sehr eingefahrenen Eindruck und passt leider zu meinen Einschätzungen in meiner Wintertrendanalyse.
Lieber Franz,
dazu möchte ich zwei Beobachten von Edith Holden aus ihrem Naturtagebuch von 1905 und 1906 zitieren:
25.12.1905
Weihnachtstag. Mild und frühlingshaft. Im Garten blühen drei Erdschlüsselblumen.
29.12.1905
Zwei Regentage nacheinander, die ersten seit Wochen.
Und 1906 schreibt sie dann:
14.12.1906
Starke Schneefälle
20.12.1906
Nach plötzlichem Tauwetter mit vier sehr milden, windstillen und trockenen Tagen hat der Wind sich jetzt nach osten gedreht, und es sieht so aus, als ob wir zu Weihnachten doch noch Frost bekämen.
Also sehen wir, dass auch vor über 100 Jahren die Menschen sich um weiße Weihnachten Gedanken machten und schon dort dieses typische Tauwetter erleben mussten.
Doch am 25.12.1906 gab es dann noch noch gegen Abend scharfen Frost und in den Folgetagen starke Schneefälle, da scheint das Wintermärchen mal wieder zu stimmen. Das sind Tagebucheintragungen aus Mittelengland.
LG von Anette
Liebe Anette,
das Weihnachtstauwetter ist eine klimatologische Singularität, auf die offensichtlich auch früher Verlass war. Statistisch tritt sie in 7 von 10 Jahren auf. In Zeiten der „Erderhitzung“ gefühlt noch öfter!
Oft kam dann zum Jahreswechsel ein Kaltlufteinbruch mit Schnee.
LG, Franz