Die Entwicklung im stratosphärischen PW (Polarwirbel) führt offensichtlich derzeit zu extrem variantenreichen Modellrechnungen.
Das MW (Major Warming) mit Zonalwindumkehr in 10hPa bis zum 60-igsten Breitengrad dauert an und erreicht nun seinen Höhepunkt. Auch wenn sich der stratophärische PW danach rasch erholt, ………………..
Quelle: albany.edu
……………………wird die Kopplung mit der Troposphäre massive und von den Modellen noch schwer fassbare Auswirkungen auf die Wetterentwicklung der NH haben.
Bevor ich auf die möglichen Auswirkungen im Mittelfristzeitraum (=kommende Woche) eingehe, möchte ich auf den Ablauf der letzten beiden Tage und meine Einschätzung bis zum Wochenende eingehen.
Erwartungsgemäß hat am Mo ein Zwischenhoch dem Oberen Triestingtal nach einer Strahlungsnacht einen sonnigen und mäßig kalten Wintertag beschert:
Die Folgenacht auf Di verlief neben einigen Wolkenfeldern weitgehend sternenklar und windstill. Unterstützt von einer zarten Schneedecke kühlte sich die Luft an meiner Messstation auf -12,1 °C, der tiefste Wert dieses (und auch letzten) Winters ab.
Bereits am Morgen des gestrigen Di zeigten sich Vorboten der angekündigten Kaltfront in Form von Ac-Bewölkung. Diese strahlte in prächtigen rote-/orangen Farben in der aufgehenden Sonne:
Bei der gestrigen Kaltfront handelte es sich in der meteorologischen Fachsprache um eine „maskierte Kaltfront„. Dies hat nicht mit der derzeitigen coronabedingten Situation zu tun 😉 , sondern diese Bezeichnung steht für Kaltfronten, bei denen es in bodennahen Schichten wärmer statt kälter wird. In den windschwachen langen Nächten konnte sich in Tal und Beckenlagen an den Vortagen ein Kaltluftsee bilden. Mit Frontdurchgang wurde dieser begleitet von spürbarer Erwärmung, etwas Regen, der später in Schneefall überging, vom Wind ausgeräumt.
In den kommenden Tagen stellt sich eine kühle Nordströmung ein, mit der in Schüben feuchte Polarluft an die Alpennordseite gelangt.
Im W setzt sich ab Fr schwacher Hochdruckeinfluss durch, nach O zu bleibt es im Gradientenfeld zum Tief über OE unbeständig. Damit werden die in meiner letzten Prognose für möglich gehaltenen -10 °C im Flachlanand verhindert.
Exemplarisch die Geopotential-/Druckstruktur aus dem aktuellen GFS-Modelllauf für kommenden Sa:
Wie bereits erwähnt, nimmt nach dem Wochenende die Bandbreite der Entwicklungsmöglichkeiten in den Modellen stark zu. Vieles deutet über einen Luftmassenkampf über dem atlantischen/europäischen Raum hin.
Die exemplarische GFS-Simulation für Di kommender Woche zeigt ein Grönlandblocking und einen Trog über GB/Biskaya. Eine zumindest vorübergehende milde SW-Strömung im Alpenraum wäre die Folge:
Tendenziell soll sich der Trog mit dem über GB eingelagerten Tiefdruckgebiet nach O verlagern. Sowohl GFS als auch das IFS des EZ deuten dies an. Eine Grenzwetterlage mit LMG (Luftmassengrenze) über den Ostalpen könnte sich für einige Tage etablieren.
Die enorme Bandbreite bei der möglichen Wetterentwicklung nach dem Wochenende zeigen die Ensemblebrechnungen der letzten 4 GFS-Modellläufe für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“: