Es ist schon erstaunlich, mit welchen Hindernissen heuer der Weg des Sommers gepflastert ist. Die Rosen scheint es nicht zu kümmern 🙂
Nach dem unterkühltem Mai,
dem durchwachsenen, zyklonal geprägten und niederschlagsreichen Juni mit bisher gedämpften Temperaturen,
dem nassen Sommerbeginn dank eines Balkantiefs,
macht sich kommende Woche zwar mit einem Vorstoß des Azorenhochs warmes Sommerwetter auf den Weg nach ME, aber ein „Störefried“ in Form eines Kaltlufttropfens (KLT) verzögert im N und O ungetrübtes Sommerwetter mit möglichen Hitzetagen. Der W und S werden weitgehend verschont.
EDIT 17:00: Fotos/Videos/Grafik des Wasserstandes der Triesting hinzugefügt.
Synoptische Analyse mit Prognosedetails:
Am heutigen So bedeckt ein 4-er Druckfeld den Nordatlantik und Europa:
Azorenhoch, Tief südlich von Island, Skandinavienhoch, Balkantief.
In den Ostalpenraum gelangt dabei mit nördlicher Strömung zwischen dem Hoch im N und dem OE-Tief herumgeführte sehr feuchte Mittelmeerluft. An der östlichen Alpennordseite und im O verläuft deshalb der heutige So recht trüb, feucht und kühl. Der seit gestern Mittag andauernde teils intensive Regen wird im Tagesverlauf langsam nachlassen. An meiner Messstelle wird die Regensumme seit gestern mittags bis heute 09:00 die 50mm-Marke überschreiten.
Triesting und Schwechat zeigen stark steigende Tendenz. Bei HQ1 (jährliches Hochwasser) wird mit dem Nachlassen des Regens aber Schluss sein.
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Edit 10:15 (Bilder der hochwasserführenden Triesting):
Triesting in Thenneberg um 16:30 (2 Kurzvideos)
HQ1 wurde deutlich überschritten. Grafik mit Durchflussmenge an der Messstelle in Fahrafeld:
Quelle: noe.gv.at
Die Windfahnen im Radiosondenaufstieg von Wien (14:00 MESZ) zeigen in der Höhe die feuchtmilde Ostströmung, die in den unteren Schichten auf N bzw. NW dreht und an der östlichen Alpennordseite intensive Stauniederschläge bewirkt:
Quelle: Wyoming
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Aktuelle Geopotential-/Druckstruktur des amerikanischen GFS-Modells:
In obiger Karte habe ich bereits einen Trogvorstoß des Atlantiktiefs in Richtung Südskandinavien und die Aufwölbung eines Azorenkeils an seiner Vorderseite angedeutet.
Der Atlantikkeil gewinnt zwar diesen konkurrierenden Vorgang, aber ein „Störefried“ schwindelt sich ins Geopotentialfeld.
Bis morgen Mo weitet sich der Hochdruckkeil weiter nach N aus, dabei wird aber der Abschnürprozess eines kleinen Höhentiefs aus dem Atlantiktrog eingeleitet, das ab Mitte der Woche im N und O keinen ungetrübten Wettercharakter zulässt.
Das Balkantief schwächt sichbis morgen ab und verliert seinen Einfluss auf die Ostalpen. Von W setzt sich hoher LD mit zunehmend sommerlich warmer Luft durch:
Der morgige Mo bringt einen trockenen, recht windigen und freundlichen Tagesgang mit steigenden Temperaturen, vergleichbar mit vergangenen Fr (Fotos vom Hocheck und Garten):
Am Di erstreckt sich eine ausgedehnte Hochdruckzone von der Iberischen Halbinsel über WE bis Skandinavien. Ein autarker Kern hat sich über Benelux gebildet. ME liegt östlich seiner Achse weiterhin in einer nördlichen Strömung. Mit dieser wird das abgeschnürte Höhentief, das mittlerweile über Polen liegt, nach S gesteuert. Da das Höhentief im Bodendruckfeld nicht abgebildet ist, spricht man von einem Kaltlufttropfen (KLT).
Den gesamten Alpenraum erwartet ein weitgehend sonniger Tag; sommerliche Temperaturen im W, etwas kühler in der O-Hälfte:
Am Mi erreicht der KLT die Slowakei und macht sich im Tagesverlauf auch in den östlichen Ostalpen mit wechslehaftem Wettercharakter bemerkbar. Es bleibt aber trocken.
Der Kern des Hochs hat sich mittlerweile von Benelux nach Südschweden verlagert. An seiner Südflanke herrscht eine östliche Strömung, der KLT schwenkt auf einen westlichen Kurs:
Am Do driftet der KLT nach den aktuellen Berechnungen des GFS entlang der Nordgrenze von Österreich langsam weiter nach W und wird nördlich der Alpen einen unbeständigen Wettercharakter bewirken.
Des öfteren habe ich schon darauf hingewiesen, dass Wettermodelle bei der Erfassung von KLT´s mehrere Tage im Vorhinein ihre Schwierigkeiten haben. Die von mir hier aufgezeigte Entwicklung auf Basis GFS, scheint mir plausibel, könnte sich aber noch geringfügig ändern.
Am Fr sollte der Einfluss des KLT in den Ostalpen abnehmen, sodass ein weitgehend freundlicher und warmer Sommertag mit mehr Sonne als Wolken wahrscheinlich ist:
Bis zum nächsten Wochenende hat der KLT eine Runde um das Hoch gedreht und wird wieder vom Atlantiktief wieder aufgenommen.
Die GWL hat sich nun nachhaltig umgestellt. Das meridionale Zirkulationsmuster mit Atlantikblockade über Europa bekommt durch eine Glättung des Jetstreams über dem Nordatlantik eine zonale Ausprägung.
Die GWL Wa (West antizyklonal) dürfte aus dieser Entwicklung bis zum kommenden Wochenende hervorgehen. Es bleibt sommerlich, aber ob es für flächendeckende Hochsommertage in den letzten Junitagen noch reicht, wage ich aber zu bezweifeln:
Aktualisierung folgt!