Eine in die Südwestströmung eingelagerte Kaltfront liegt derzeit, am Mi morgens, strömungsparallel über den Ostalpen. Mit im N und O auf NW gedrehtem Wind erreicht wolkenreiche, deutlich kühlere Luft, die im N und O stabiler geschichtet ist, und leichter Regen die Ostalpen. In der weiterhin labilen Luft über dem Bergland und im S bleibt die Schauer- und Gewitterbereitschaft nachmittags hoch.
Ab Do nimmt der Hochdruckeinfluss zu, es wird sonniger, sommerlich warm aber nicht stabil. Bei flacher, antizyklonal geprägter Druckverteilung wird die Luftmasse durch einen schwach ausgeprägtem KLT , der sich von einem Geopotentialtrog über den Alpen abschnürt und nach Oberitalien verlagert, labilisiert. Ein wechselhafter und schwüler Wettercharakter mit Schauer- und Gewitterneigung, insbesondere über dem Berg- und Hügelland und im S, stellt sich ein. Hochsommerliche Temperaturen (Tmax > 30 °C) sind entlang des Alpenostrandes (Weinviertel, Burgenland, SO-Stmk) wieder an der Tagesordnung.
Exemplarisch Geopotential-/Druckstruktur am Wochenende:
Auch in der letzten Augustwoche setzt sich die sommerliche Witterungsphase fort. Es ist keine Abkühlung abzusehen, flächendeckender Regen bleibt Mangelware. NS tritt nur lokal begrenzt in kovektiver Form in Schauern und Gewittern auf. Es dominiert insgesamt der freundliche Wetterverlauf mit einzelnen Wärmegewittern.
Exemplarisch die vom aktuellen GFS-Modelllauf simulierte Geopotential-/Druckverteilung für Mitte kommender Woche:
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Dass die Sommer im Alpenraum immer heißer und trockener werden, ist eine Folge des Klimawandels. Auch der heurige Sommer 2019 fällt da nicht aus der Reihe.
Nachfolgende Grafiken zeigen die gemittelte Temperatur- und Niederschlagsabweichung von Juni bis inkl. 2. Augusdekade 2019 vom Klimamittel 2081-2010:
Quelle: ZAMG
Bezeichnend ist, dass von den zehn wärmsten Sommern der 253-jährigen Messgeschichte der ZAMG sieben seit 2003 registriert wurden. In der nachfolgenden Bestenliste der warmen Sommer (Juni, Juli, August) habe ich den heurigen Sommer 2019 aufgrund des bisherigen Temperaturüberschusses und dem zu erwartenden und oben analysierten Witterungsverlauf bis Ende August eingeschätzt und an die 2. Stelle gereiht:
2003 (+2,9 °C über dem Mittel 1981-2010)
2019 (???)
2015 (+2,4 °C über dem Mittel)
2017 (+2,0 °C über dem Mittel)
2018 (+1,8 °C über dem Mittel)
1992 (+1,4 °C über dem Mittel)
1811 (+1,4 °C über dem Mittel)
2012 (+1,4 °C über dem Mittel)
1994 (+1,3 °C über dem Mittel)
2013 (+1,1 °C über dem Mittel)
Die Mitteltemperaturen lassen sich Klimamonitoring der ZAMG berechnen/einsehen. Das Webservice „Klimamonitoring“ bietet tagesaktuelle Informationen zum Zustand des Klimas in Österreich ab 1961 als Karten, Zeitreihen, Tabellen und Texten an.
Der „Stockerlplatz“ für den Sommer 2019, den ich schon vor längerem prophezeit habe, ist nun fix. Der „Jahrhundertsommer“ 2003 wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht gefährdet, ein Respektabstand zum Sommer 2018, dem bisher zweitwärmsten der ZAMG-Messgeschichte, scheint sicher.
Lieber Franz, danke wiedermal für Deine Analyse. Sehr deutlich sichtbar wird der Einfluss des Klimawandels auch, wenn man den Bezugszeitraum im ZAMG-Monitoring auf 1961-1990 stellt. Dann sieht man, dass das Flächenmittel für den Sommer 2019 ganze 3,6 statt 2,5 Grad über dem Schnitt liegt. Und sollte sich jemand Fragen, warum das die letzten Jahre so rasch fortschreitet – nur eine Zahl: Seit dem ersten Klima-Abkommen aus dem Jahr 1992 wurden weltweit mehr Treibhausgase ausgestoßen als in der gesamten Menschheitsgeschichte davor, und die jährlichen Emissionen steigen nach wie vor. Somit ist das nur der Anfang einer dramatischen Entwicklung , deren Ausmaß noch nicht annähernd absehbar ist… lg Reinhard
Lieber Reinhard,
vor knapp 2 Jahren habe ich über die Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis eine Präsentation erstellt:
https://www.wettereck-triestingtal.at/2017/11/02/erwaermung-der-arktis-in-zeiten-des-klimawandels-und-polare-verstaerkung/
Zitat daraus:
„Der natürliche Klimawandel wird mittlerweile vom anthropogenen (menschengemachten) Einfluss deutlich überlagert.
Nicht die Tatsache, dass sich die globale Mitteltemperatur erhöht ist dramatisch, sondern die Erwärmungsgeschwindigkeit. Sie ist etwa 100 mal größer als bei historischen natürlichen Klimaveränderungen.
Die andauernde anthropogene Anreicherung der Erdatmosphäre mit Treibhausgasen (vor allem Kohlenstoffdioxid/CO2, Methan), die vor allem
durch die Nutzung fossiler Energie (Brennstoffe),
durch großflächige Entwaldung (Regenwälder)
sowie Land- und Viehwirtschaft freigesetzt werden,
erhöht das Rückhaltevermögen für infrarote Wärmestrahlung in der Troposphäre.“
Ich fürchte, dass wir bereits den „tipping point“ erreicht haben oder knapp davor sind. Ich bin mit dir, dass wir am Anfang einer dramatischen Entwicklung stehen.
LG, Franz