Wochenprognose mit Blick über den Tellerrand

Im  Monat April schreitet die Erwärmung des stratosphärischen PW (Polarwirbel) durch die lange Sonnenscheindauer stark voran. Die Westwindzirkulation schwächt sich laufend ab, bis schlußendlich das final Warming den Sommermodus des PW herstellt und ihn von der Troposphäre entkoppelt. Während dieses Prozesses erfolgt neben der Erwärmung eine kontinuierliche Schwächung der W-O Windes im stratosphärischen PW bis schließlich der Zonalwind in 60°/65° in 10hPa von W auf O gedreht hat.

Die Grafik für den berechneten Wind (10hPa, 65°) zeigt die bevorstehende Windumkehr vom W auf O im stratosphärischen PW.  Auch das MW (Major Warming) im Jänner ist gut erkennbar:

 

 

Die berechneten Temperaturen auf der 10hPa Ebene liegen aufgrund der langen Sonneneinstrahlung im polaren Bereich um fast 50 K höher als im Winter:

 

Dieser Prozess geht in der Regel mit einer gestörten Zirkulationsmuster in der Troposphäre der NH einher. Die Zirkulation meridionalisiert und ermöglicht massiven Luftmassenaustausch zwischen Arktis und mittleren Breiten.  Warmluft wird in die arktischen Gebiete gesteuert, ersetzt die dort noch herrschende Kälte, die in einer Gegenbewegung in mittlere Breiten abgeführt wird. Erst diese Advektionsvorgänge ermöglichen einen arktischen Frühling, denn die Sonne allein könnte die arktischen Kaltluftmassen nicht erwärmen. 
Diese alljährlich wiederkehrenden Vorgänge sind typisch für den April, weshalb er auch seinen launenhaften Ruf bekommen hat. Dort wo die Kaltluft nach S ausbricht, kann es nochmals spätwinterlich mit Frost (z.B 2016 und 2017 arctic outbreak; siehe auch entsprechende Beiträge auf meiner Wetterseite) werden, während an der Vorderseite eines Kaltlufttroges bereits sommerliche Verhältnisse (z.B 2018) oder aktuell auftreten. 

 

Wie steht es aktuell um den PW in der Wetterküche (Troposphäre)?

Die gestörte meridionale Zirkulation dokumentiert sich in der aktuellen Druck-/Geopotentialstruktur.  Den polaren Kaltluftausbrüchen über dem Atlantik und dem Kontinent steht – unterstüzt von einem Cutoff über Gibraltar – WLA (Warmluftadvektion) über den Alpenraum nach Skandinavien gegenüber. Korrespondierend dazu herrscht zum Osterwochenende  im gesamtem Ostalpenraum frühsommerliches und trockenes Hochdruckwetter. Über dem Nordatlantik kündigt sich ein Trogvorstoß in Richtung WE an:

 

Bis Mo dehnt sich vom Atlantik der erwähnte Trog bis ins westl. Mittelmeer aus. Er fängt das Cutoff ein und steuert es in den Golf von Genua. Über den Ostalpen intensiviert sich die Föhnlage mit Südstau und teils  schon sommerlichen Tmax (>25° C) nördlich der Alpen.
Der Wettercharakter bleibt noch weitgehend freundlich, nur südlich der Alpen nimmt die Bewölkung aus SW zu.

Die Föhnlage bleibt auch am Di bestehen. Eine eingleagerte Störung verursacht südlich der Alpen stärkeren konvektiv durchsetzten Regen. Auch entlang des Alpenostrandes bis zum Wienerwald ist mit etwas Regen zu rechnen,  jedoch zu wenig, um die herrschende Trockenheit zu lindern. Nördlich der Alpen bleibt es trocken und föhnig aufgelockert bewölkt:

 

Die Föhnlage im Ostalpenraum bleibt auch Mi/Do erhalten, wobei nach Frontdurchgang der freundliche und trockene Wetttercharakter wieder dominiert.

Vom Di bis Do muss mit Lufttrübung durch Saharastaub gerechnet werden, wobei  sich der Schwerpunkt  von W nach O verlagert,

Das Hochdruckgebiet, das sich vom Kontinent bis Skandinavien erstreckt, dehnt sich sowohl nach dem amerikanischen GFS (Nachfolgende Karte) als auch nach dem IFS des europäischen EZ in weiterer Folge retrograd bis Grönland aus. An seiner Südflanke gewinnt im Gegenzug der Atlantiktrog Raum in Richtung Alpen- und  Mittelmeerraum: 

 

Die Prognose des atlantischen Trogvorstoßes wird von GFS und EZ jedoch unterschiedlich erfasst.
Während bei GFS der Trog ins nördliche Mittelmeer vorstößt und durch eine Hochdruckbrücke vom Azorenhoch zum Baltikumhoch über dem  nördlichen ME, begleitet von ergiebigen NS in den trockenen Gebieten des  Ostalpenraums, abgeschnürt wird………………………

 

……………..legt sich der Atlantiktrog beim IFS des EZ zwischen dem Hoch im N und dem Subtropenhoch über den Alpenraum:

 

So unterschiedlich diese simulierten Entwicklungen vom GFS und EZ für das nächste Wochenende auch sind, eines haben sie gemeinsam:  es wird unbeständiger kühler und niederschlagsanfällig. Deutlich mehr NS und damit eine spürbare Reduktion des Regendefizits hat derzeit GFS in den Prognosekarten.

Aktualisierung folgt!

                                              F R O H E     O S T E R N !

Ein Gedanke zu „Wochenprognose mit Blick über den Tellerrand“

  1. Lieber Franz,
    vielen Dank für die schöne Erklärung der saisonalen Entwicklung des PW und dessen Einfluss auf Wind und Wetter in Europa.
    Und noch schöner dass Du Deine Erkenntnisse und Dein Wissen wieder online mit uns teilst!

    Frohe Ostern und liebe Grüße ins obere Triestingtal,
    Fritz

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