Die GWL TrW Großwetterlage Trog Westeuropa) bleibt hartnäckig und wird vom Atlantik her regeneriert. An seiner Vorderseite werden, verstärkt durch Tiefdruckentwicklungen über dem westlichen Mittelmeer, feuchtmilde Luftmassen an die Alpen geführt, wo sie sich über mehrere Tage stauen und abregnen. Enorme NS-Mengen mit hohem Hochwasserpotential sind deshalb entlang der gesamten Alpensüdseite (Aostatal, Lombardei, Südtirol, Osttirol, Kärnten Slowenien). Nördlich der Ostalpen dagegen wird es föhnig mit hohen Wolken, weitgehend trocken und überdurchschnittlich warm.
Die in den letzten Modellläufen berechneten NS-Summen weisen bis inkl. kommenden Di über 450mm akkumulierte Regenmenge entlang der österreicheschen Südgrenze zwischen Osttirol und den Karawanken aus (Beitragsbild, Quelle GFS/wetter3).
Die Niederschläge an der Alpensüdseite setzen heute im Tagesverlauf ein, intensivieren sich bis zum Abend und dauern unvermindert bis morgen So abends an. Nach einem kurzen Nachlassen der Intensität verstärkt sich der Regen im Laufe des Mo wieder, ehe er am Di abklingt.
Ab Mitte kommender Woche zeichnet sich mit Zunahme des Hochdruckeinflusses aus O eine deutliche Wetterberuhigung und mit großer Wahrscheinlichkeit ein freundliches, weiterhin föhnig mildes kommendes Wochenende ab.
Synoptische Analyse:
Die GWL zeigt heute Sa ein meridional geprägtes Zirkulationsmuster mit aufgewölbten Azorenhoch bis Island und einem Trog über WE, in dem an der Rückseite eines Ostseetiefs Kaltluft gesteuert wird. Diese gelangt bis Spanien und das westl. Mittelmeer, wo eine Genuazyklone induziert wird.
Der heutige Sa verläuft in den gesamten Ostalpen weitgehend bewölkt und zunehmend feucht.
Von NW legt sich eine Kaltfront an die Alpennordseite mit mäßigem Schneefall zwischen Voralberg und dem Salzkammergut vorübergehend bis gegen 1000m. An der Alpensüdseite setzt an der Vorderseite des Genuatiefs sich langsam intensivierender NS ein, mit einer deutlich höheren Schneefallgrenze (2000m):
Um die weitere Entwicklung zu analysieren und zu beschreiben, ist ein Blick auf dem fernen NW-Atlantik notwendig. Dort erfogt morgen So an der Rückseite eines Tiefdruckkomplexes im Bereich Südgründland ein massiver Kaltluftvorstoß, der für eine Dynamisierung der atlantischen Frontalzone sorgt. Der Azorenrücken wird nach O weggedrückt, in weiterer Folge abgeschnürt.
Der WE-Trog bleibt stationär und wird weiterhin mit Kaltluft versorgt. Der Zustrom feuchtmilder Mittelmeerluft zu den Alpen und damit verbunden starken Stauniederschlägen setzt sich fort. Die Kaltfront der Alpennordseite wird rückläufig und von Südföhn abgelöst:
Bis Mo hat sich ein Hoch mit Kern bei Finnland abgekapselt und mit dem Kontinentalhoch Verbindung aufgenommen.
Gleichzeitig stößt die Frontalzone am Nordatlantik weiter nach SO vor und läuft in WE-Trog und regeneriert diesen. Das Genuatief wird an der Ostflanke des Troges über die Westalpen nach N gesteuert und bringt der Alpensüdseite einen zweiten Schub intensiver Niederschläge mit einer Schneefallgrenze in den Ostalpen im Hochgebirge. Vor allem kleinere Flüsse werden an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und ausufern. Muren im Bergland sind ebenfalls zu befürchten:
Am Di liegt das Tief, das die Westalpen von S nach N gequert hat, über der Nordsee und verliert in weiterer Folge seinen Einfluss auf den Alpenraum. Der Trog über WE wird durch den Vorstoß der Frontalzone über dem Nordatlantik regeneriert, verlängert seine Amplitude weit nach S bis Nordafrika und verlagert sich retrograd (nach W), wodurch von O der Einfluss des Kontinentalhoch zunehmen kann:
Ab Mitte der Woche dehnt sich bei weiterhin föhniger Südströmung das Kontinentalhoch zu den Ostalpen aus und bringt weitgehende Wetterberuhigung und vermutlich über Allerheiligen ein paar freundliche Tage.
Die hohe Dynamik am Nordatlantik wird durch weitere Kaltluftzufuhr westl. von Grönland am Laufen gehalten:
Nach den aktuellen Simulationen des amerikanischen GFS entsteht bis Allerseelen, kommenden Fr, am Nordatlantik ein mächtiges atlantisches Sturmtief. Dabei wird der westeuropäische Trog abgeschnürt. Über den Alpen entsteht auf diese Weise eine Hochdruckbrücke vom Azorenhoch und zum Kontinentalhoch:
Mit der straffen zonalen Strömung zwischen Atlantiktief und Azorenhoch drängen Störungen der Frontalzone in Richtung ME. Es wird stark vom Cutoff-Tief zwischen der Iberischen Halbinsel und Algerien abhängen, ob die Fronten den Alpenraum erreichen und zum kommenden Wochenende einen kühleren wechselhaften Wettercharakter bewirken oder ob die Frontalzone durch die vorderseitige südliche Strömungskomponente des Cutoffs zu einer nördlichen Zugbahn gezwungen wird. In diesem Fall, den ich persönlich für wahrscheinlicher halte, würde sich ein föhniger leicht antizyklonaler Wettercharakter mit Nebel, Sonne und hohen Wolken einstellen.