Mit dem heutigen letzten Tag des meteorologischen Winters wird zugleich der Höhepunkt der herrschenden Kälte überschritten. Es bleibt aber noch einige Tage beim Dauerfrost mit wechselhaftem und trockenem Wetter.
Statt des von mir erwarteten Temperaturtiefstwertes von -20° C im Oberen Triestingtal wurden „nur“ -17,1° C erreicht. Ein Balkantief hat in den unteren Luftschichten wolkenreiche Luft an den Alpenostrand gesteuert, wodurch die klaren Strahlungsnächte ausblieben.
Von nun an geht es mit den Temperaturen langsam aber stetig bergauf, wobei die Milderung auf den Bergen und im W zuerst zu spüren ist. Die träge Kaltluft in den Niederungen des O wird erst am Wochenende ausgeräumt.
Der weitere Trend: unbeständiger, zyklonal geprägter Wettercharakter mit zeitweisen Niederschlägen und gedämpften Temperaturen, die annähernd der Jahreszeit entsprechen.
Überblick über die bevorstehende Wetterentwicklung anhand der Ensemberechnungen der letzten 4 GFS-Modellläufe für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“:
Synoptischer Überblick:
Der arktische Kaltluftkörper bedeckt heute Früh weite Teile Europas; seine Ausdehnung mit den kältesten Temperaturen zwischen -15° C und -24° C in 1500m reicht von GB bis zur Ukraine und von den Alpen bis Südskandinavien:
In weiterer Folge wird die kontinentale Kaltluftzufuhr durch einen nach O ausgreifenden Keil des Skandinavienhochs unterbrochen. Gleichzeitig verstärkt die bis auf den östlichen Atlantik vorgedrungene Kaltluft ein Tief über den Azoren, das sich in weiterer Folge in Richtung Biskaya ausdehnt und an seiner Vorderseite milde Luftmassen zu den Alpen steuert. Dadurch wird der Kaltluftkörper langsam nach N abgedrängt:
Bis zum Wochenende hat sich die GWL umgestellt. Die hochwinterliche „High-over-Low“ Lage ist einer großräumigen WSW-Strömung gewichen. Der hohe LD von Skandinavien über Island bis Grönland hat sich weit nach W verlagert. Große Teile Europas sind von einem umfangreichen Tiefdruckkomplex mit mehreren Tiefdruckkernen bedeckt. Die Steuerung liegt bei einem mächtigen Zentraltief über dem östlichen Atlantik vor der europäischen Küste, an dessen Vorderseite weiterhin milde Luft nach ME advehiert wird:
Aus der größräumigen Druckverteilung in der Troposphäre schließe ich aber, dass sich der Winter noch nicht geschlagen gibt und der Frühling sich noch gedulden muss 😉
Ein weiteres Indiz dafür ist der Zonalwind des stratosphärischen PW. Nach den aktuellen Berechnungen ist die Zonalwindumkehr auf östliche Richtung nur vorübergehend. D.h. bei dem stattgefundenen „Sudden Stratospheric Warming“ handelt es sich noch nicht um das Final Warming mit Umstellung der Zirkulation auf Sommermodus:
Quelle: University at Albany
Update folgt!
Hallo Franz,
was mich beeindruckt ist der enorm hohe Luftdruck über Oslo mit 1058mb! Ich stelle mir diesen Wert gerade auf meinem analogen Barometer vor, denn über 1040mb ging der noch nie hinaus hier in meinen Erinnerungen. Schade, dass das Balkantief mit seinem Gedampfe dieser hyperblauen arktischen Himmelsstimmung einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, darauf hätte ich mich so gefreut und Du wärst auf Deine minus 20 Grad gekommen.
Gruss von Anette
Guten Morgen Anette,
der 20-iger ist doch noch gefallen. Nachdem sich gestern die Sonne durchsetzte und der Wind abflaute, stand einer Strahlungsnacht über einer geschlossenen Schneedecke nichts im Wege.
Exakt zum meteorologischem Winterende gestern am 28.02.2018 um 24:00 zeigte meine Messstation -20,3° C. Die Temperatur sank in den folgenden 2 Stunden noch auf -21,7° C, ehe Winddurchbruch (SO) einen Temperatursprung auf -14° C bewirkte.
Zumindest am Kalender hat das meteorologische Frühjahr das Zepter übernommen.
Gruss, Franz