Das insgesamt zu milde, unbeständige und teils teils turbulente Auf und Ab beim Wetter setzt sich in der kommenden Woche fort. Dabei ist in Weststaulagen (z.B. Arlberggebiet, aber auch Salzkammergut) mit ergiebigen Niederschlägen zu rechnen. Für das Bergland nördlich des Alpenhauptkammes bedeutet dies weiteren Schneezuwachs, während in den Niederungen das meiste als Regen fallen dürfte. Inneralpin und vor allem südlich der können sich in geschützten Tälern Kaltluftseen halten.
Ob diese eingefahrene GWL im weiteren Verlauf des Jänner Bestand hat, ist noch schwer einzuschätzen. Meiner Meinung spricht aber die derzeitige Verteilung der Kaltluftmassen über der NH (nördlichen Hemisphäre) dafür. Kaltes Nordamerika bedeutet meist hohe Dynamik und damit Tiefdruckinduktionen über dem NW-Atlantik mit der Konsequenz einer starken zonalen Westströmung bis ME. Westwindwetter im Winter implizieren für den Alpenraum milde Temperaturen und überdurchschnittliche Niederschlagsmengen.
Für alle, die sich winterliche Verhältnisse mit einer längeren Schneelage bis ins Flachland wünschen heißt es derzeit „hoffen und Geduld bewahren“. Die Wettermodelle zeigen zumindest in ihren Rechnungen zum kommenden Wochenende immer wieder eine mögliche GWL-Änderung mit dem Aufbau eines Skandinavienhochs. Details zu dieser möglichen Perspektive in meinem synoptischen Überblick weiter unten im Beitrag.
Die eingangs beschriebene Wetterlage ist in den Ensemblerechnungen für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“ gut abgebildet:
Synoptischer Überblick:
Ein intakter PW (Polarwirbel) steuert derzeit laufend arktische Kaltluftmassen nach Kanada und die östliche USA. Dort herrscht strengster Winter. Über dem relativ milden Nordatlantik läuft die Tiefdruckproduktion auf Hochtouren. Mit einer straffen zonalen Strömung gelangen deshalb auch in der ersten Jännerwoche Fronten in den Alpenraum. Heute zum Jahreswechsel erreicht mit diesem Zirkulationsmuster ein Schub sehr warmer Luft den Alpenraum bringt Tauwetter bis über 2000m:
Die aktuelle Karte der NH mit der Temperaturanomalie zeigt das stark unterkühlte Nordamerika und den viel zu warmen eurasischen Kontinent:
Am wettersteuernden Jetstream an der Obergrenze der Troposphäre sieht man, dass das zonale Zirkulationsmuster auch während der Woche anhält:
Die zu erwartenden hohen Niederschlagsmengen bis Fr sind Zeugnis der atlantischen Westdrift:
Auch wenn es noch sehr unsicher und spekulativ ist, könnte zum kommenden Wochenende eine Änderung der Zirkulation über EU eintreten. Mit der Zunahme des LD über Skandinavien wird der Jetstream ins europäische Nordmeer abgelenkt. Die Wesdrift wäre mit dieser Entwicklung zumindest vorübergehend für ME blockiert. Eine ruhige und vor allem in den Niederungen deutlich kühlere (Inversion) Wetterphase wäre die Folge. Wenn es so kommt, wird der Alpenraum zur „Kampfzone“ unterschiedlicher Luftmassen. Einerseits wird an der Vorderrseite eines abgetropften Tiefs über der Iberischen Halbinsel in der Höhe milde Luft aus südlichen Gefilden über das Mittelmeer nach N gesteuert, andererseits gelangen an der Ostflanke des Skandinavienhochs kalte Luftmassen nach S:
Auch der arktische Oszillationsindex weist eine fallende Tendenz auf. Ein Indiz für eine Schwächung des PW und möglicher Meridionalisierung der Zirkulation:
Ob dies ein Wink in Richtung eines winterlichen Wetterabschnitts nach Dreikönig ist, muss sich allerdings erst weisen 😉
Geht es nach der Prognose des Langfristmodells von NOAA, so bleibt die herrschende Temperaturanomalie mit Kälte in Nordamerika und starker positiver Temperturabweichung über EU und Russland auch im Jänner bestehen:
Aktualisierung folgt!