Meteorologen sprechen von Ausgleichsverhalten, wenn auf einen zu warmen Wetterabschnitt ein zu kühler folgt. Genau das passiert im Augenblick nach dem vergangenen September, der als einer der wärmsten in die Statistik der Messgeschichte eingeht.
Die nachfolgenden Karte mit der Temperaturabweichung in 2m zeigen dies eindrucksvoll:
Quelle: KH
Und so wie es derzeit aussieht, bleibt uns dieser Zustand unterdurchnittlichem Temperaturniveau noch länger erhalten (Prognose für kommenden Fr):
Erhaltungsneigung im meteorologischen Sinn bedeutet annähernd stationäre Druckgebilde und gleichbleibende Zirkulationsmuster. Genau das zeigen uns die Modelle bis über die Mitte des Monats Oktober hinaus.
Dazu exmplarisch die Ensemblerechnung für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“. Die gemittelte Nullgradgrenze steigt zwar langsam auf knapp über 1500m an, goldener Oktober ist aber, soweit das Auge reicht, nicht in Sicht:
Synoptische Analyse:
Die aktuelle Grundkonstellation ist geprägt von einer High-over-Low Lage:
Diese GWL, die weiten Teilen Österreichs – vor allem der Alpennordseite und dem Osten – feuchtkaltes ungemütliches Herbstwetter mit winterlichen Avancen oberhalb 1000m bringt, bleibt uns von der Grundkonstellation bis weit in die kommende Woche hinein erhalten.
Das mächtigem quasistationäre Hoch über Skandinavien und sein Gegenspieler, das Höhentief über Ost-/Mitteleuropa sind die wetterbestimmenden Druckzentren. Unter andauerndem zyklonalem Einfluss dominieren im Ostalpenraum feuchtkühle Luftmassen bei gradientenschwachen Verhältnissen mit unbeständigem Wettercharakter.
Daran ändert sich auch am Wochenende nichts wesentliches. Das Höhentief trogt nach Westen aus und führt nun auch in den bis jetzt begünstigten westlichen Teilen Österreichs zu Wetterverschlechterung:
Die Druckstruktur der NH zum kommenden So zeigt nach wie vor einen unorganisierten Polarwirbel mit Dipolstruktur (NO-Kanada, Ostsibieren). Über EU die oben beschriebene High-over-Low Lage, an der Ostküste der USA ist weiterhin Ungemach durch den Hurrikan MATTHEW, der in der Karibik große Zerstörungen mit über 800 (Edit: aktualisiert 08.10.2016,06:00) Toten angerichtet hat, zu befürchten:
MATTHEW wird unser Wettergeschehen nicht tangieren, da er nach den letzten Berechnungen nicht bis zur nördlichen Frontalzone vordringt, sondern auf Höhe Nordcarolina nach Osten auf den Atlantik abbiegt und u.U. die Bahamas ein zweites Mal trifft:
In der ersten kommenden Wochenhälfte sind keine gravierenden Änderungen des Wettercharakters zu erwarten. Der zyklonale Einfluss durch den Höhentiefeinfluss über großen Teilen Europas bleibt unverändert bestehen, ebenso die Atlantikblockade, da sich das Skandinavienhoch retrograd in Richtung Island verlagert.
Nach dem Abdrehen des Hurrikans MATTHEW könnte mit NICOLE ein neuer Hurrikan die Dynamik am Atlantik anheizen. Voraussetzung wäre allerdings sein Andocken an die nördliche Frontalzone, was derzeit noch höchst ungewiss ist.
Der PW bleibt weiterhin unstrukturiert mit hohem LD zwischen Alaska und Sibirien, flankiert von 4 Tiefdruckzentren:
Die Indizes der arktischen und nordatlantischen Zirkulation sind stark im Minus und zeigen nur zögerlich ansteigende Tendenz. Dies deutet auf eine Fortsetzung eines gestörten PW´s und Atlantikblockade (Erhaltungsneigung) hin.
Die Ensemblerechnung der Zugbahn des Hurrikans NICOLE weist noch große Schwankungsbreite auf, dürfte nach Mehrheitsrechnung aber am Atlantik verharren und ebenso wie sein Vorgänger die nördliche Frontalzone nicht erreichen;
Aktualisierung folgt.
Alles in allem ein ungemütlicher, herbstlich kühler Wetterabschnitt, der viel besser dem November zu Gesicht stehen würde 😉 Aber das Wetter ist nun einmal ein chaotisches System, das sich nicht steuern lässt und auch nicht immer an die Jahreszeit hält.