Der Juni bilanziert bis jetzt deutlich zu warm un in weiten Teilen Österreichs – insbesondere im Westen und Süden – mit einem erheblichen Niederschlagsüberschuss.
Den Wettercharakter kann man mangels anhaltender Hochdrucklagen zusammenfassend als „unbeständig“ bezeichnen.
Die Ursache liegt darin, dass es über Westeuropa häufig zu Austrogungen kam, an deren Vorderseite zum einen milde aber feuchte Luftmassen zu den Alpen gesteuert wurde; zum anderen war auch der westliche Mittelmeerraum durch die Trognähe bzw. Cutoffs zyklonal geprägt, was die hohen Niederschlagsmengen im W und S erklärt.
An der gemittelten Geopotentialabweichung im Juni (1-24.6. 2016) ist dies schön nachvollziehbar:
Quelle: NOAA
Mit dem heutigen Siebenschläfertag beginnt ein Zeitraum (Ende Juni bis Anfang Juli), der statistisch gesehen mit hoher Wahrscheinlichkeit charakteristisch für das weitere Sommerwetter ist.
Zitat aus meinem Siebenschläferbeitrag von 2015:
Die Siebenschläferregel ist eine alte Bauernweisheit und beruht auf Wetterbeobachtungen, die bis ins Mittelalter zurückgehen. Diese überlieferte Witterungsregel hat auch in der Meteorologie als Singularität Einzug gehalten. So werden regelmäßig sich wiederholende Wetterlagen/Witterungsabschnitte im Jahresablauf bezeichnet.
Dabei ist jedoch beachten, dass nicht ein einzelner Tag die Wetterentwicklung der kommenden sieben Wochen vorgeben kann.
Meteorologisch wird die Regel vielmehr auf den Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli bezogen und sie trifft statistisch in 2 von 3 Fällen zu. Durch die gregorianische Kalenderreform im Jahr 1582, bei der 10 Kalendertage übersprungen wurden, ist ohnehin der Bezugszeitraum Anfang Juli korrekter.
Wie ist die Siebenschläferregel meteorologisch zu erklären?
Mit dem Sonnenhöchststand herrscht in diesem Zeitraum die stärkste Einstrahlung auf der NH, in der Atmosphäre der NH wurde die Kälte des Winters abgebaut. Der Temperaturgradient zwischen polaren und mittleren Breiten erreicht sein Jahresminimum. Damit beruhigt sich die Wetterküche. Die großskaligen Strukturen, Verteilung von Hoch- und Tiefdruckgebieten, die sich im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli ausgebildet haben, sind deshalb meist sehr beständig.
Erst etwa ab Mitte August, wenn die Nächte nördlich des Polarkreises wieder deutlich länger werden und dadurch ein Kältepotential aufgebaut wird, gewinnt die nördliche Frontalzone wieder an Dynamik; es kommt wieder Bewegung in die Wetterküche. Neue Druckkonstellationen und Zirkulationsmuster führen zu neuen GWL´s.
Was bedeutet dies nun für den weiteren Sommerverlauf?
Ein Blick auf die Modellrechnungen (GFS, EZ, GEM) bis anfang Juli zeigt im Mittelfristzeitraum eine Wiederholungsneigung des bisherigen Wetterablaufs:
kurzer Zwischenhocheinfluss durch den Vorstoß einen Azorenhochkeils bis ME, gefolgt von einer zunehmend unbeständigen SW-Lage mit anschließendem Frontdurchgang.
Trifft die Siebenschläferregel auch heuer zu, dann wird sich an diesem Ablauf bis in den August hinein nichts wesentliches ändern 😉
Die Temperaturen bleiben dabei auf jahreszeitlich durchschnittlichem Niveau, aber weit entfernt von den Hitzewellen des vergangenen Sommers 2015.
Exemplarisch möchte ich anhand der gemittelten Geopotentialkarten des aktuellen GFS0z-Laufes die voraussichtliche Entwicklung im Siebenschläferzeitraum darstellen.
Zwischenhochlage ab morgen Di:
Rückdrehen der Strömung auf SW an der Vorderseite des nächsten Atlantiktroges im Verlauf des Mi:
Der Frontdurchgang ist ab Do (siehe ENS weiter unten) zu erwarten.
Bereits zum Wochenende soll der nächste Azorenhochkeil wieder für freundliches Somerwetter sorgen und der oben beschriebene Ablauf beginnt sich zu wiederholen:
Ehe zu Wochenbeginn mit einer neuerlichen Austrogung zur Biskaya auf die nächste Vorderseitenlage mit zunehmender Zyklonalität übergeleitet wird:
Es ist zwar nicht auszuschließen, dass sich das Azorenhoch begleitet von einer Hitzewelle im weiteren Verlauf des Sommers für mehrere Tage über den Alpen festsetzen kann, derzeit ist diese Entwicklung aber nicht zu erwarten, weil die Frontalzone zu weit südlich verläuft.
Abschließend die Ensemblerechnungen der letzten 4 GFS-Läufe für Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“ mit Temperatur in ca.1500m, 5500m und Niederschlagssignalen (von oben). Unbeständiges niederschlagsanfälliges Wetter mit gedämpften sommerlichen Temperaturen:
Bis jetzt passt die Entwicklung recht gut zu meiner zusammengefassten Sommerprognose 2016:
Ich erwarte für Österreich einen vorwiegend schwülen Sommer mit einer geringen positiven mittleren Temperaturabweichung von 0,5 K bis maximal 1 K und über den gesamten Zeitraum gesehen überdurchschnittliche Niederschlagsmengen.