Das mit dem heutigen Feiertag begonnene lange Wochenende wird sommerliches, aber keineswegs stabiles Bade- oder Wanderwetter bieten. Der Wettercharakter wird bei flacher Druckverteilung und labiler Luftschichtung vom Tagesgang bestimmt: viel Sonne an den Vormittagen, gefolgt von Quellungen und ausgehend vom Bergland ansteigender Gewittertätigkeit, die sich auch ins Flachland ausbreiten wird. An allen Tagen muss somit mit Gewittern gerechnet werden, wobei Intensität und Verteilung variieren.
Details dazu weiter unten im Beitrag.
Mit Schwüle wird eine Luftmasse charakterisiert, die stark mit Wasserdampf gesättigt ist, bei gleichzeitig hohen Temperaturen.
In der Meteorologie wird der Begriff „schwül“ ab einer Taupunkttemperatur von 16° – das entspricht einem absoluten Wasserdampfgehalt von 13,5g pro Kubikmeter Luft – verwendet.
Die Taupunkttemperatur ist definiert als die Temperatur, bei der der aktuelle Wasserdampfgehalt in der Luft maximal (100% relative Luftfeuchtigkeit) ist. Bei Unterschreiten des Wertes wird der Wasserdampf abgeschieden (Tau- und Nebelebildung). Die Taupunkttemperatur ist eine von der aktuellen Temperatur unabhängige Größe. Je mehr Wasserdampf die Luft enthält, desto höher liegt deren Taupunkttemperatur.
Da der maximale Wasserdampfgehalt mit steigender Temperatur ansteigt, fällt die relative Luftfeuchtigkeit mit steigender Temperatur (und umgekehrt).
Temperatur und Wasserdampfgehalt der Luft bilden den Treibstoff für die Entstehung von Gewittern. Sie sind das Maß für die zur Konvektion zur Verfügung stehende Energie. Je höher der Energiewert (Cape), desto stärker die vertikale Luftmassenbewegung bzw. desto höher das Unwetterpotential (Bildung von Superzellen mit allen Begleiterscheinungen wie Starkregen, Hagel, Sturmböen).
Zur tatsächlichen Auslöse von Gewittern mit Unwetterrisiko bedarf es aber noch weiterer Faktoren:
– Hebung der Luftmasse durch Konvergenz, Sonneneinstrahlung, oder die Orographie (günstige Heizflächen für die Sonne im Bergland) oder durch eine Kaltfront;
– Superzellen benötigen außerdem hohe Windscherung, das ist die Zunahme des Windes mit der Höhe bei gleichzeitige Winddrehung.
Synoptische Analyse:
Heute Do sind verteilt über das gesamte Bundesgebiet überall lokale gewittrige Schauer möglich, bevorzugt im Bergland und im Süden. Unwetter sind mangels bereitstehender ausreichender Energie nicht zu erwarten.
Anders sieht es an den Folgetagen aus.
Morgen Fr wird es wärmer (25° und darüber) und feuchter (TP´s knapp über 16°). Die Schwülebedingungen sind damit erfüllt.
Energieverteilung:
Schwacher östlicher Bodenwind im Osten und nördlich der Alpen:
Westströmung in ca. 3000m und damit Windscherungswerte, die die Entstehung organisierter Gewitter mit Verlagerungstendenz von West nach Ost begünstigen:
Mit orographischer Unterstützung sind unwetterartige Ausprägungen mit Starkregen, Hagel, Sturm möglich.
Die Niederschlagskarte für morgen Fr nachmittags zeigt verbreitet konvektive Niederschläge, erkennbar an den roten Punkten:
Ähnlich verhält es sich am Sa.
Die Luft- und Taupunkttemperatur steigen noch etwas an. Die Windscherung (Windzunahme mit der Höhe) nimmt allerdings ab. Damit sind vor allem stationäre Gewitter mit mit geringer Verlagerungstendenz zu erwarten. Dort wo es auslöst, stellt länger anhaltendem Starkregen großes Gefahrenpotential für lokale Überflutungen und Muren dar.
Am So ändern sich die Strömungsverhältnisse. Mit der Annäherung eines Tiefs aus Westen lebt über den Alpen der Föhn auf. Vor allem von Salzburg östwärts dürfte dies zunächst gewitterhemmend wirken . Im späteren Tagesverlauf muss mit weiterer Annäherung des Tiefs entlang einer sich nach Osten vorschiebenden Konvergenz mit Auslöse gerechnet werden:
Darüber straffe Südströmung:
Cape-Verteilung:
Exemplarische Niederschlagskarte:
Meine Analyse soll nur das Gewitterpotential in den kommenden Tagen aufzeigen. Vorhersagen über die genaue Lokalität, also wo es aufgrund günstiger Überlappung von weiter oben beschriebenen Gewitterindizes zu einer Auslöse kommt, sind „quasi“ unmöglich und reines Nowcasting. Gerade bei sommerlichen Luftmassengewittern kann es oft vorkommen, das Starkregen/Hagel/Blitz und Sonnenschein innerhalb weniger Kilometer liegen.
Noch ein kurzer Ausblick auf den kommenden Wochenbeginn:
Der zyklonale Einfluss weitet sich von Westen auf ME aus und wird für einen unbeständigen, etwas kühleren und niederschlagsanfälligen Wettercharakter sorgen:
Bis zum meteorologischen Sommerbeginn bildet sich über dem Atlantik zwischen Island und Skandinavien eine kräftige Antizyklone,die von einem Trog, der von Grönland bis zu den Azoren reicht, gestützt wird. Über ME herrscht flache Druckverteilung mit einer nördlichen Strömungskomponente. Es wird etwas noch etwas kühler mit Höchsttemperaturen um 20°, aber deutlich trockener:
Update und weiterer Ausblick folgen.