Der „arctic outbreak“, die Flutung Mitteleuropas mit hochreichend kalten polaren Luftmassen, hat zu katastrophalen Frostschäden bei den streirischen Obstkulturen geführt, sondern auch im Bergland erwartungsgemäß den Winter zurückgebracht.
Dabei kam es in Kärnten, dort wo feuchtmilde Mittelmeerluft auf die Kaltluft traf, zu starken Aufgleitniederschlägen mit erheblichen Schneebruchschäden.
Langsam zunehmender Hochdruckeinfluss wird ab heute Do bis Sa für deutliche Wetterbesserung und spürbare Milderung sorgen.
Mit Morgenfrost in geschützten Lagen muss aber weiterhin gerechnet werden. So werden etwa an meiner Messstation in Thenneberg bei wolkenlosem Himmel und Schnee am Hocheck (Beitragsbild von heute 06:30) gerade -3,1° angezeigt.
Die Wetterbesserung mit deutlichem Temperaturanstieg dauert zunächst einmal bis Sa. Am Sa wird es an der Alpennordsite durch vorübergehenden Föhneinfluss sogar frühlingshaft mild.
Am So aber erfolgt bereits wieder einen Rückschlag. Eine Kaltfront bringt wieder unbeständigere und kühlere Tage.
Hinter ihr wird sich aber in in weiterer Folge das Azorenhoch ins Wettergeschehen mischen und für eine Zonalisierung der Zirkulation sorgen. Frost und Schnee werden dann kein Thema mehr sein.
Ab ca. 5. Mai geht der Trend zu jahreszeitlich durchschnittlichen Temperaturen, aber insgesamt zu einem wechselhaften Wettercharakter.
Synoptische Analyse:
Bevor ich den Blick auf die zukünftige Entwicklung werfe, möchte ich noch kurz das gestrige Niederschlagsereignis mit den unerwartet starken Schneefällen im Süden beleuchten.
Die Kaltfront aus NW ist wie vorhergesagt in der Nacht und gestern Früh bis in den SO von Österreich vorgedrungen. Dort lagerte noch milde Mttelmeerluft, die in den unteren Schichten von der einfließenden Kaltluft am Vormittag verdrängt wurde. Der Regen ging dann bis in die Niederungen in nassen Schnee über.
Das Randtief über Oberitalien steuerte weiterhin feuchtmilde Mittelmeerluft an die Südseite der Ostalpen, was zu starken Aufgleitniederschlägen führte.
Überraschend bzw. unerwartet war allerdings die Ortsfestigkeit des Oberitalientiefs und damit das deutlich längere Anhalten der Niederschläge, wodurch viel größere Mengen als berechnet zusammenkamen. Erst am Abend wich das Tief nach Süden zurück und führte damit zum Nachlassen der Niederschläge.
Auf der nachfolgenden Karte habe ich zur Druckverteilung die Strömungssituation von gestern 14:00 eingezeichnet. Dabei stehen die blauen Linien für die Kaltluft in den unteren Schichten, die roten für die warme Mittelmeerluft darüber. Die schwarze strichlierte Linie markiert den Bereich mit den stärksten Niederschlägen, wo durch das Zusammentreffen der unterschiedlichen Luftmassen durch Konvergenz zusätzlich niederschlagsfördernde Hebung induziert wurde und es sogar zu Gewitterbidlungen kam:
Wieder hat sich bestätigt, dass Mittelmeertiefentwicklungen von den Modellen nur schwer erfassbar sind und für Überraschungen sorgen.
Nach diesem Rückblick ein Blick auf die gegenwärtige GWL.
Ein riesiger Tiefdruckkomplex mit mehreren Kernen NW-lich der Alpen ist nach wie vor gefüllt mit arktischen Kaltluftmassen:
Das steuernde Zentrum liegt im Bereich Schottland/Nordsee, sodass die Ostalpen bei langsamen LD-Anstieg in eine etwas mildere WSW-Strömung gelangen. Es wird nicht störungsfrei, aber recht freundlich mit zumindest am Vormittag viel Sonne. Daran wird sich bis Sa nichts gravierendes ändern.
Die Druckgebilde, die in weiterer Folge ins Wettergeschehen sind bereits ganz im Westen zu erkennen: ein Tiefdruckgebiet über Neufundland und das sich aufwölbende Azorenhoch:
Interessant die aktuelle Karte mit der Temperaturanomalie. Sie zeigt die enorme negative Abweichung über West-/Mitteleuropa:
Bis kommenden Sa hat sich der mit Höhenkaltluft gefüllte Tiefdruckkomplex weiter in Richtung Island entfernt und wird von dem zwischen Neufundland und Grönland vorstoßenden Tief eingefangen. Gleichzeitig verstärkt sich am Atlantik von Süden das Azorenhoch.
Damit wird zwischen den beiden Druckgebilden der Weg für eine Kaltfront, die im Verlauf des 1.5. die Alpen erreicht. geebnet:
Mit dieser Entwicklung ist eine nachhaltige Änderung der GWL erfolgt. Das Strömungsmuster zonalisiert, mildere atlantische Luftmassen werden in der ersten Maidekade wetterbestimmend.
Der berechnete nordatlantische Oszillationsindex gibt Zeugnis von dieser Entwicklung. Die tiefen Werte, die für meridionale Zirkulation stehen, steigen bis Anfang Mai trotz noch vorhandener Streuung deutlich an:
Die Ensemblerechnung der letzten GFS-Läufe für den Gitterpunkt „Oberes Triestingtal“ spiegelt den beschriebenen Trend. Spätestens ab Mitte kommender Woche soll die Temperatur kontinuierlich ansteigen und bald der Jahreszeit entsprechendes Niveau erreichen:
Sollte sich die Tendenz bestätigen, dann gibt es heuer statt der „Eisheiligen“ vielleicht „Heißheilige“ 😉
Das ist allerdings noch sehr spekulativ und kann seriös frühestens in einer Woche eingeschätzt werden.
Trotzdem ist allzu hohe Erwartung an den Mai nicht angesagt. Geht es nach dem amerikanischen CFS, so fällt der Mai bei uns nur durchschnittlich temperiert oder sogar leicht zu kühl aus:
Eine Aktualisierung mit der Detailentwicklung in der kommenden Woche erfolgt demnächst!