Die bitterkalten Nächten mit Tiefsttemperaturen um die -20°C und dicken Eisblumen an Fenstern (Beitragsbild) sind ab morgen So vorbei.
Tiefstwerte an meiner Messstation in Thenneberg in dieser Woche:
Di: -18,8°C; Fr: -20,3°C; heute Sa: -19.6°C.
Prognose für die kommenden Tage:
Eine Warmfront aus Westen quert heute Sa den Ostalpenraum mit markanter Milderung und Niederschlägen, die im Westen in den Niederungen in Regen übergehen. Im Osten gleitet die milde Luft auf bodennahe Kaltluft und bringt einige cm Neuschnee, ehe sich mit Winddurchbruch gegen Abend auch hier die Milderung durchsetzt.
Morgen So Wetterbesserung, weitgehend trocken und milder.
Am Mo unter zunehmenden Hochdruckeinfluss nach Westen und Süden zu häufig sonnig. Im Osten an der Ostflanke des Rückens Durchzug von Wolken. Generell milder mit Tageshöchstwerten im Plusbereich.
Wechselhaft und mild geht es dann durch die kommende Woche.
Für Details siehe bitte die Meteogramme (Menüpunkt „Ziel“).
Warum kann sich die winterliche Kaltuft nicht behaupten?
Ein kräftiger Kaltluftvorstoß über NO-Kanada bringt der amerikanischen Ostküste derzeit einen heftigen Wintereinbruch mit Blizzardbedingungen. Ein Ereignis, das sich weit entfernt von Europa abspielt und trotzdem in der Lage ist, unser Winterwetter innerhalb kurzer Zeit zu beenden.
Diese, vor einigen Tagen in dieser Vehemenz nicht berechnete Entwicklung, zeigt wieder einmal die Grenzen der Wettermodelle auf. Ihre Prognosegenauigkeit über längere Zeit steht und fällt mit der Genauigkeit der Eingangsdaten. Jeder noch so kleine Fehler, jede Ungenauigkeit pflanzt sich in den Rechenschritten fort, verstärkt sich und führt zu unexakten Ergebnissen.
Da die Eingabedaten zwischen den tatsächlichen Messstellen auf die Gitterpunkte interpoliert werden , entstehen Unschärfen. Ungenauigkeiten (=Fehler) sind nicht zu vermeiden. Der sogenannte „Schmetterlingseffekt„, der die Empfindlichkeit von komplexen, nichtlinearen, dynamischen Systemen – wie es die Atmosphäre auch ist – von der Genauigkeit der Anfangsbedingungen ausdrückt, schlägt zu.
Noch vor wenigen Tagen, wurde der Kaltluftvorstoß zur amerikanischen Küste nicht in diesem Ausmaß erfasst. Mittlerweile wird dieser fernen Entwicklung Rechnung getragen, eine etsprechend höhere Dynamik am Nordatlantik simuliert und als Folge eine kräftige Frontalzone, die im Laufe der kommenden Woche weit auf den Kontinent vordringt und unser Kältehoch nach Osten abdrängt.
Synoptischer Überblick:
Das Wolkenband der Warmfront liegt über den Ostalpen. Im Westen Österreichs haben bereits zur Zeit der Beitragserstellung um 06:00 Niederschläge eingesetzt:
Die Temperaturkarte (ca. 1550m) zeigt, dass Österreich noch im Grenzbereich zwischen milder Atlantikluft und kalter Kontinentalluft liegt. Über der Ostküste Nordamerikas erfolgt der markante Vorstoß arktischer Luftmassen mit einem Ast in Richtung Atlantik:
Blickt man 3 Tage weiter (kommender Di) so haben sich aufgrund der Dynamik auf dem Atlantik massive Verschiebungen der Luftmassen ergeben. Der Ostalpenraum wurde zur Gänze von milder Atlantikluft geflutet, die Grenze zur kontinentale Kaltluft liegt über 1000km weiter östlich, als noch vor einigen Tagen erwartet:
Die Druckverteilung zu Wochenbeginn zeigt den ausgeprägten Tiefdruckkomplex des Polarwirbels über NO-Kanada/Grönland. Er steuert weiterhin Kaltluftmassen auf den Atlantik und heizt die Westdrift an. Die Strömung über den Alpen dreht zunächst auf SW:
Danach erfolgt die Umstellung zu einer eine milden Westlage.
Exemplarisch die Druckverteilung in der kommenden zweiten Wochenhälfte:
Wie geht es danach (Semesterferien) weiter?
Bis Ende Jänner bleibt es mit großer Wahrscheinlichkeit bei der abwechslungsreichen und für die Jahreszeit zu milden Wetterlage .
Auch darüberhinaus sehe ich derzeit keine dauerhafte Rückkehr des Winters sondern eher den Fortbestand der Westwetterlage. Dies spiegelt sich auch im positiv berechneten Index der nordatlantischen Oszillation:
Ein Wechsel von milder Vorderseite, Frontdurchgang und kühlerer Rückseite mit kurzzeitigen Schneeschauern bis in tiefe Lagen prägen den Wettercharakter einer solchen GWL.
Schade, hätte gerne noch mehrere Wochen die Kälte genossen….