Das Laub ist von den Bäumen, die Natur ist auf die ersten Schneefälle vorbereitet.
Auf einen möglichen Wintereinbruch in der dritten Novemberdekade habe ich in meiner letzten Wetteranalyse bereits hingewiesen. Die Zeichen dafür werden immer konkreter. Auch wenn es in den Niederungen nur für nasskaltes novembergerechtes Wetter reicht, in höheren Lagen und auf den Bergen wird der Winter nach den letzten Modellrechnungen ein kräftiges Zeichen von sich geben.
Die Umstellung der GWL von derzeit mildem Westwetter zu einem frühwinterlichen Wetterabschnitt erfolgt zum nächsten Wochenende.
Die Ensemblerechnung der letzten 4 Läufe des amerikanischen GFS dokumentiert eindrucksvoll den Temperatursturz zum nächsten Wochenende um gut 10 K bei zunehmenden Niederschlägen:
Bis dahin verbleibt der Alpenraum im Einfluss einer zonal ausgerichteten Frontalzone. Entlang dieser wandern Tiefdruckgebiete aufgefädelt wie auf einer Perlschnur von Neufundland über Island, Skandinavien bis Russland. Der Alpenraum wird dabei immer wieder von Störungen begleitet von zeitweise stürmisch auffrischenden W/NW-Wind gestreift.
Exemplarisch für die kommenden Tage die aktuelle Druckstruktur:
Diesem milden und wechselhaften Wettercharakter wird zum kommenden Wochenende hin ein Ende gesetzt. Es erfolgt eine grundlegende Umstellung der GWL auf ein meridionales Zirkulationsmuster.
Was ist die Ursache für diese Umstellung ?
Um dies zu erkennen, ist ein synoptischer Blick über den Tellerrand – bis Nordamerika und den angrenzenden Pazifik – erforderlich.
An der Vorderseite eine Hochdruckgebietes über der Beringsee (Pazifik zwischen Alaska und Ostsibirien) kommt es im Wochenverlauf über dem nordamerikanischen Kontinent zu einer markanten Austrogung (Karten für Do)……………
……………..mit einem Kaltluftvorstoß weit nach Süden:
Als Ausgleichsströmung erfolgt an der Vorderseite dieses Troges kräftige Warmluftadvektion bis Grönland und der Aufbau eines Hochdruckkeiles. An dessen Ostflanke wiederum werden polare Luftmassen nach Süden auf den Atlantik gesteuert.
Der Alpenraum liegt zunächst noch an der Vorderseite dieses Systems im Mildluftsektor.
In weiterer Folge verlagert sich dieses meridional geprägte Wellenmuster nach Osten. Bis zum kommenden Wochenende führt diese Entwicklung zu einem blockierten Atlantik und Troglage über ME mit einer nördlichen Anströmung:
Die herangeführten polaren Luftmassen werden zwar beim Überströmen der noch warmen Nordsee erwärmt, werden aber in höheren Lagen und im Bergland ihre Feuchtigkeit in fester Form (Schnee 🙂 ) ablagern:
Auch an den Folgetagen bleibt nach den letzten Simulationen das meridionale Zirkulationsmuster mit Trog über ME erhalten. Die Lage gewinnt sogar noch an Brisanz, weil der Kaltluftvorstoß bis ins Mittelmeer erfolgt und dort die Tiefdrucktätigkeit anregt.
Damit dürften nicht nur die Nordstaugebiete, sondern auch der Südalpenbereich mit Niederschlägen, die zumindest in höheren Lagen als Schnee fallen, gesegnet werden:
Die aktuell berechneten Schneemengen zeigen diese Szenario recht deutlich:
Die stark meridionale Zirkulationsstruktur mit Trog Nordamerika, Hoch Atlantik und Trog ME spiegelt sich auch im Jetstream:
Über die Nachhaltigkeit dieser Wetterlage lässt sich derzeit nur spekulieren. Hilfreich für eine Trendeinschätzung ist für mich immer die gemittelte Druckverteilung der Ensemblerechnung. Darin ist am zeitlichen Ende der Prognoserechnung eine deutliche Erstarkung des Azorenhochs mit Abflachung der Aufwölbung nach Norden zu erkennen. Die Strömung würde wieder von Nord auf NW zurückdrehen, etwas mildere aber weiterhin feuchte Atlantikluft zu den Alpen führen:
Wenn diese Entwicklung eintritt, bleibt bei insgesamt wechselhaften Wettercharakter der Schneenachschub in den höheren Schiregionen und auf den Bergen erhalten.
Mit einem Wintereinbruch bis in die Niederungen rechne ich in absehbarer Zeit nicht. Dazu sind die polaren Kaltluftpotentiale und der steuernde Kern des Polarwirbels (noch) zu weit entfernt.
Resumee: die Wetterküche wird wieder interessant und spannend. Die bevorstehende Umstellung eröffnet brauchbare Winterperspektiven.