Meteorologischer Sommerbeginn ist der 1. Juni und er umfasst die 3 wärmsten Monate des Jahres auf der nördlichen Hemisphäre (NH): Juni, Juli und August.
Dass er zu Beginn seinem Namen gerecht wird, das zeigen mittlerweile recht übereinstimmend die von mir genutzten Wettermodelle (GFS,EZ,GEM).
Eine mögliche Troglage in den ersten Junitagen oder ein lästiger KLT, der den Sommerstart trotz antizyklonaler Verhältnisse hätte trüben können, sind in den Simulationen weitgehend verschwunden.
Eine omegaähnliche Druckkonstellation über Europa wird die erste Junidekade prägen: ein mächtiges Hochdruckgebiet bedeckt dabei große Teile Europas, flankiert und gleichzeitig gestützt wird es von tiefem Luftdruck über dem Ostatlantik und Osteuropa.
Ist es überhaupt möglich den weiteren Sommerverlauf seriös vorherzusagen?
Im Gegensatz zu Kurz- und Mittelfristprognosen, bei denen Zustand und Verhalten der Atmosphäre durch numerische Berechnungen für die kommenden simuliert wird, sind langfristig – über einen Zeitrraum von 10-14 Tage hinaus – nur Trends und keine Punktprognosen vorhersagbar. In der Regel beinhalten sie Einschätzungen für die Abweichung von Temperatur und Niederschlagsmengen vom Mittelwert eines klimatologischen Referenzintervalls.
Langfrist-/Saisonprognosen geben keine Aufschlüsse über mögliche Extremwetterlagen wie etwa Hitzeperioden, Kaltlufteinbrüche, Hochwasser etc.
Bei meiner Herangehensweise hatte die Analyse der Atmosphäre der NH und ihre Entwicklung in den letzten Monaten den größten Stellenwert. Daraus kann man u.U. Erkenntnisse für ein vorherrschendes Zirkulationsmuster und Druckkonstellationen (Erhaltungsneigung) gewinnen. Ebenso werden dabei eventuell Ähnlichkeiten mit Wetterentwicklungen in den vergangenen Jahren erkennbar, die Rückschlüsse auf die Witterung im folgenden Sommer zulassen.
Darüberhinaus gibt es anderer Einflussfaktoren wie z.B. zyklische Zirkulationsschwankungen von Meeresströmungen, Sonnenaktivität, arktische Eisausdehnung, Fernwirkung El Nino.
Zwei Parameter sind heuer besonders auffällig: der stärkste El Nino seit 1997 und die stark abnehmende Anzahl von Sonnenflecken.
Jahre, in denen das Klimaphänomen El Nino besonders ausgeprägt ist, haben global einen positiven Einfluss auf die Temperatur. Nach 1997 gab es etwa eine deutliche Erhöhung der globalen Mitteltemperatur. Bezogen auf Europa sind die zeitgleichen Wetterentwicklungen statistisch recht divergent und deshalb allfällige Auswirkungen nicht nachgewiesen.
El Nino 2015, Quelle CPC/NCEP
Eine kurze Beschreibung des Klimaphänomens El Nino mit seinen Auswirkungen auf der Erde und weiterführenden Weblinks findest du hier.
Die geringe Sonnenfleckenanzahl wirkt global auf die Temperatur in die umgekehrte Richtung und korreliert mit meridionalem Zirkulationsmuster auf der NH. Da sich dieser Effekt in den kommenden Jahren fortsetzen soll, gibt es mittlerweile Wissenschaftler, die von einer bevorstehenden „Eiszeit“ ausgehen. Meines Erachtens eine Übertreibung, aber vielleicht kann dadurch die Überhitzung der Atmosphäre durch den anthropogenen Ausstoß von Treibhausgasen neutralisiert und die globale Erwärmung eingebremst werden.
Bildquelle und mehr zu Sonnenaktivität/Sonnenfleckenzyklen siehe hier.
Nach diesen allgemeinen Betrachtungen nun zu meiner persönlichen Einschätzung des Sommers 2015.
Ich bin der Meinung, dass die aktuelle Vorbereitung auf einen ordentlichen Sommerstart nicht besser sein könnte. Die großräumigen Druckstrukturen stehen in den Prognosen günstig für einen länger andauernden (hoch-)sommerlichen Abschnitt in der ersten Junihälfte.
Insgesamt gehe ich von einem typisch mitteleuropäischen Sommer mit leichtem Temperaturüberschuss und durchschnittlichen Niederschlagsmengen aus.
Dabei wird vor allem das Azorenhoch und damit die Entwicklung vor unserer Haustür, dem Atlantik, die dominante und steuernde Rolle übernehmen.
Ein Rückblick auf die letzten Monate bis zum vergangenen Herbst zeigt ein ausgeprägtes und weit nach Norden verschobenes Azorenhoch. Damit gelangte ME immer wieder an der „kalten Schulter“ des Hochs in eine NW-Strömung. Wechselhafter Wettercharakter mit kurzen Troglagen und Cutoffs ins Mittelmeer waren die Folge der Erhaltungsneigung dieser Druckkonstellation.
Exemplarische Karte der vergangenen Woche:
Mittlerweile hat sich die GWL durch eine Verschiebung der Wellenstruktur auf der NH bei uns geändert, was den eingangs erwähnten artgerechten Sommerstart ermöglicht. Das Azorenhoch wird durch einen sich regenierenden Atlantiktrog nach Süden abgedrängt. An dessen Vorderseite kommt es zu WLA (Warmluftadvektion) und dem Aufbau einer Omegalage über weiten Teilen Europas. Eine perfekte Sommerwetterlage 🙂
Solche Lagen erweisen sich als sehr stabil. Der Juni wird mit großer Wahrscheinlichkeit – bezogen auf das Klimamittel 1981-2010 – zu warm und zu trocken ausfallen.
Da ich aufgrund meiner Beobachtungen und Analysen der Zirkulation und der Druckstrukturen der NH eine starke Tendenz zur Regenerierung eingefahrener Muster festgestellt habe, ist es für mich plausibel und wahrscheinlich, dass das Azorenhoch im weiteren Verlauf am Atlantik wieder Raum nach Norden gewinnt und entweder für Blockinglagen oder NW-Wetter sorgt. Kühlere, wechselhafte Wetterabschnitte mit Niederschlägen sind damit verbunden. Eine zeitweise Ausdehnung über GB hinaus nach Skandinavien ist ebenso möglich; kontinentale NO- bis Ostlagen bringen dann angenehmes Sommerwetter ohne unerträgliche Hitze.
Inwieweit sich das Chaos in der Atmosphäre an meine Trendeinschätzung hält, werde ich Ende August/Anfang September verifizieren.
Was meinen die professionellen Meteodienstleister ZAMG, DWD bzw. das amerikanische CPC?
Die Saisonprognose ZAMG geht – bezogen auf das klimatologische Referenzintervall 1981-2010 von einem zu warmen Sommer aus. Über Niederschlagsabweichungen und bevorzugte GWL´s wird keine Aussage gemacht:
Ähnlich die Sommerprognose DWD (deutscher Wetterdienst) . Dieser verwendet aber noch immer die offizielle Klimaperiode des WMO (World Meteorological Organization) von 1961-1990. Darin sind einerseits die Kälteperioden der 60-iger Jahre enthalten und andererseits fehlen die sehr warmen Jahre des ersten Jahrzehnts diese Jahrhunderts. Deshalb könnte die Einschätzung des DWD durchaus „nur“ einen Durchschnittssommer bedeuten, weil der Wärmeaufschlag nur die höhere Mitteltemperatur einer aktuelleren Klimaperiode abdeckt:
Das amerikanische Climate Prediction Centers (CPC) liefert die umfangreichsten Outlooks. Nicht nur Abweichungen bei Temperaturen und Niederschlägen werden berechnet, auch Abweichungen bei Luftdruck in verschiedenen Höhen, Meeresoberflächentemperaturen und Eisausdehnung werden berechnet.
Aktuell wird bei uns von einem Sommer mit marginalen Abweichungen bei der Temperatur nach oben und geringeren Niederschlägen ausgegangen:
2 Gedanken zu „Wie wird der Sommer 2015“