Die Kaltfront hat unser Land gestern planmäßig von Nord nach Süd überquert und sich einem Balkantief angegliedert. Im östlichen Nordstau gab es in höheren Lagen bis 20cm Neuschnee, der Süden blieb aufgelockert und trocken.
Der Osten und die Alpennordseite von NÖ/OÖ bleiben zwischen dem Balkantief und einem Skandinavienhoch bis Sa in einer kühlen und feuchten Nord- bis Nordostströmung mit vielen Wolken aber kaum Niederschlägen. Alpensüdseitig und im Westen herrscht schwacher Hochdruckeinfluss mit angenehm milden Temperaturen.
Am So stellt sich das Wetter um. Die Strömung dreht auf südöstliche bis südliche Richtung. Die Zweiteilung bleibt bestehen, allerdings mit geänderten Wettercharakter: mild und föhnig mit Sonne und hohen Warmluftwolken an der Alpennordseite, trüb und feucht an der Alpensüdseite.
Synoptische Analyse:
Heute Do verbleibt unser Land in einer kräftigen, kühlen und mäßig feuchten nördlichen Strömung zwischen dem Balkantief und dem Skandinavienhoch. Atlantische Tiefdruckgebiete werden vom Skandinavienhoch, das eine schwache Brücke zum Azorenhoch aufweist, blockiert:
Über GB wird die Hochdruckbrücke morgen Fr von einem Trog, der nach Frankreich abtropft, durchbrochen. Gleichzeitig dehnt sich das tiefe Geopotential über den Mittelmeerraum an der Südflanke des zonal ausgerichteten Skandinavien/Russlandhochs nach Westen aus und vereinigt sich bis Sa mit dem abgetropften Atlantiktrog:
Die Umstellung am So ist einer Vertiefung über dem Golf von Genua geschuldet. Damit kommt die südliche Strömungskomponente ins Spiel, die feuchtmilde Luft mit Niederschlägen an die Alpensüdseite und Föhn der Alpennordseite bringt. Das Skandinavienhoch wird an der Vorderseite eines westatlantischen Troges durch Warmluftadvektion zunächst weiterhin gestützt:
Zu Wochenbeginn Mo/Di wird das tiefe Geopotential über dem westlichen Mittelmeerraum durch einen atlantischen Trogvorstoß in die atlantische Frontalzone eingebunden. Im Ostalpenraum bleibt die milde SO-Strömung erhalten:
Die Einschätzung der weitere Entwicklung ab Mitte der kommenden Woche möchte ich anhand der simulierten Druckkonstellation der nördlichen Hemisphäre skizzieren:
Auffällig ist die Verlagerung des steuernden Polarwirbels mit dem tiefen Geopotential von NO-Kanada nach Sibirien. Mitteleuropa liegt zwischen eien Grönlandhoch und dem Kontinentalhoch in einer gradientenschwachen Zone mit leicht zyklonalem Einfluss vom Mittelmeer und der Jahreszeit entsprechenden Temperaturen. Sonne, Wolken und zeitweise leichter Regen – vor allem südlich der Alpen – sind das prägende Bild des Wettercharakters bis zum Ende der kommenden Woche.
Mit dem spekulativen Ausblick auf die dritte Märzdekade mache ich mir wahrscheinlich keine Freunde 😉
Mit der oben beschriebenen Geopotentialverlagerung nach Sibirien ist auch eine Verlagerung des polaren Kaltluftstromes von NO-Kanada/Nordamerika in Richtung Osten zu erwarten. Mit der geänderten Zirkulation könnte Skandinavien bis ME im letzten Märzdrittel ein spätwinterliches Intermezzo mit hochreichender Kaltluft ins Haus stehen 😉
Noch ist dies bei weitem nicht gesichert, die Indizien sind aber unverkennbar.
Interessant gestaltet sich auch der Blick auf die Stratosphäre. Die erste Karte zeigt die Temperaturverteilung in 10hPa (entspricht einer Höhe von ca. 30km) am kommenden Wochenende, die zweite in der Mitte des letzten Märzdrittels:
Nähert sich die Sonne im Jahresverlauf dem nördlichen Wendekreis, so wird die Stratosphäre in den mittleren und hohen Breiten besonders stark erwärmt. Diese Erwärmung nennt man “Final Warming”. Im Gegensatz zum plötzlichen und nur vorübergehenden Temperaturanstieg in den Wintermonaten (Major Warming) mit möglichem Polarwirbelsplit und polaren Kaltluftausbrüchen bis in mittlere Breiten, erfolgt beim Final Warming eine relativ langsame Erwärmung der Stratosphäre zwischen März und Mai. Dabei bricht der Polarwirbel vor allem in den mittleren und hohen Stockwerken der Stratosphäre gänzlich zusammen und zieht eine komplette Strömungsumkehr nach sich. Während in den Wintermonaten ein starkes Westwindband um den Nordpol in der Stratosphäre vorherrscht, kippt diese Zirkulation als Ergebnis des Final Warmings innerhalb weniger Wochen in eine sommerliche Ostwindzirkulation um und bleibt bestehen. Diese Entwicklung schwächt auch den troposphärischen Polarwirbel und den Jetstream und begünstigt über der NH eine meridionale Wellenstruktur. Dieser Vorgang ist ein alljährlicher Prozess und sorgt zum Beginn des Frühjahres für den Austausch von polaren und subtropischen Luftmassen. Je nach Wellenverteilung können wir an der warmen Vorderseite oder im bzw. an der kalten Rückseite eines Troges (Aprilwetter) zu liegen kommen.
Update folgt.
Meteogramme Osten/Süden/Westen
Osten/Oberes Triestingtal:
Süden/Karnische Alpen:
Westen/Hochkönig:
Danke für die interessante Analyse, Franz.
Final-Warming und Major-Warming. Ich habe diese Begriffe schon mal gehört, konnte sie aber für mich selbst nicht erklären. Durch deine klare und einfache Erläuterung darüber hab ich’s jetzt begriffen…
Sehr schön auch die Fotos von deiner letzten Großglocknertour… Beeindruckend dieses 360-Grad Gebirgspanorama….
Es grüßt dich
Haimo