Bevor ich versuche, eine Antwort auf diese Frage zu finden, möchte ich der Ursache für das aktuelle Extremwindereignis mit den ungewöhnlich milden Temperaturen nachgehen.
Die enorme Dynamik am Atlantik ist zum einen damit zu begründen, dass sich Kaltluftmassen entlang der Nordflanke eines Hochdurckgebietes über Alaska von Sibirien über dem Pol hinweg nach NO-Kanada verlagert haben und von dort auf den Atlantik strömten und die Tiefdruckentwicklungen anheizten:
Gegengleich hat sich in der Strartosphäre über der nordatlantischen Tiefdruckzone ein Warming inkl. Polarwirbelsplit gebildet:
Durch diese staratosphärische Erwärmung über Südgrönland erfuhr die Dynamik am Atlantik mit Sturmtiefentwicklungen eine Stützung, wodurch die ausgeprägte Westwindzirkulation ermöglicht wurde.
Dass mit dem Sturm ungewöhnlich milde Luftmassen subtropischen Ursprungs nach ME gelangten, zeigen eindrucksvoll die Rückwärtstrajektorien, die ausgehend vom Ursprung den Pfad der nach ME geführten Luftmassen in den verschiedenen Schichten beschreiben :
Wann bzw. wie könnte nun eine Umstellung auf eine winterliche GWL erfolgen?
Zunächst ist jedenfalls noch Geduld angesagt 😉
Es benötigt Zeit, um eine derartig starke Energieexplosion mit Orkantiefentwicklungen am Atlantik zu beenden.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass nach einer Kaltfront mit kurzfristig Schnee bis in die Niederungen am So/Mo …………………
……………….unser Wetter bis weit in die kommende Woche weiterhin von zu mildem Westwindwetter bestimmt wird:
Die Anzeichen einer Umstellung auf ein wintertaugliches meridionales Zirkulationsmuster gegen Ende der zweiten Jännerdekade bleiben aber bestehen.
Dafür sprechen die Versuche des Azorenhochs mit einem Keil in Richtung Grönland, den Atlantik zu blockieren. Dies könnte gelingen, wenn mit einem Downstreamdevelopement über ME bis in Mittelmeer ein dauerhafter Trog entsteht. Andernfalls würde die Achse des Hochdruckkeils aufgrund der dynamischen Wetterentwicklung am Atlantik bei Neufundland rasch nach Osten kippen und das Westwindwetter bliebe bis zum nächsten Blockadeversuch erhalten:
Die nordatlantische Oszillation hat aktuell einen Höhepunkt erreicht. Die sinkende Entwicklung des NAO-Index deutet im weiteren Verlauf ebenfalls eine markante Schwächung der Westdrift an:
Schlußendlich zeigt der Blick auf die Stratosphäre eine Verlagerung des oben gezeigten Warmings über das europäische Nordmeer zur Karasee:
Damit verbunden steigt auch die Wahrscheinlichkeit einer gegengleicher Verlagerung des steuernden troposphärischen Polarwirbels auf die sibirische Seite des Pols, wodurch der Weg für polare Kaltluft nach ME frei wird.
Aus meiner synoptischen Sicht sind Chancen auf eine Rückkehr des Winters bis in die Niederungen bis zur dritten Jännerdekade intakt. Auch das Meteogramm der ENS zeigt trotz erheblicher Streuung ab Mitte des Monats eine Normalisierung des Temperaturniveaus, deutliche Windabnahme und zumindest Berglandwinter (Gitterpunkt Oberes Triestingtal):
Ich bin begeistert von deiner Wetterseite! Für einen Laien verständlich geschrieben. sehr genaue langfristige Prognosen.
Lieb Grüße Monika (Arbeiter-Salzer)
Ihre Wetterseite hab ich Ende Dezember 2014im Awekas Forum unter den zahlreichen Beiträgen vom Meteorologen Hubertus Schulze Neuhoff entdeckt.
Ich genieße Ihre ausführlichen und sehr klaren und kompetenten Beschreibungen und Analysen der Modelle bzw. verschiedenen Höhenwetterkarten. Auch sehr interessant Ihre Schilderungen zur Polarwirbelentwicklung und des NAO-Index.
Ich bin 50 Jahre alt, wohne in Südtirol und habe seit meiner Jugendzeit das Hobby Meteorologie. Leidenschaftlich gerne schaue ich mir mehr oder weniger täglich die verschiedenen Wetterkarten (Modelle) an.
Auf Anhieb sprach mich Ihre Seite an u. ich habe sie gleich unter den Favoriten abgespeichert.
Komplimente zur sehr kompetenten und fachmännischen Beschreibung und Analyse der Wetterentwicklung.
Viele Grüße
Haimo Hochgruber
Servus Haimo,
es freut mich, dass meine Seite mit dir auch einen interessierten Leser im „bergigen“ Südtirol gefunden hat.
Ganz besonderen Dank für dein Kompliment 🙂
Als Hobbymeteorologe beschäftige ich mich vor allem mit Synoptik, der nordhemisphärischen Zirkulation und allen außergewöhlichen Wetterphänomenen.
Weiterhin viele Spaß beim Mitlesen und viele Grüße nach Südtirol,
Franz