Ortsfest verharrt derzeit das von EX-Bertha gestärkte atlantische Zentraltief zwischen Schottland und Skandinavien. Die Ostalpen befinden sich an seiner SO-Flanke in einer WSW-Strömung, mit der feuchte Luftmassen herangeführt werden, die nach Westen zu deutlich kühler sind als im Osten. Quer über Österreich bildet sich dadurch eine Luftmassengrenze aus, in deren Bereich es zu intensiven Niederschlägen kommt.
Aktuelle Druckverteilung:
Simulierte Niederschlagssummen bis Freitag:
In den kommenden Tagen wandert die Togachse des Trogsystems langsam von der Biskaya in Richtung Osten und liegt am Samstag über Österreich. Damit wird temperaturmäßig auch der Tiefpunkt der „herbstlichen“ Wetterphase erreicht.
Duckverteilung am kommenden Samstag:
Exemplarisch ein Meteogramm Gitterpunkt Salzkammergut:
Ein Blick über den Tellerrand auf den Atlantik und weiter nach NO-Kanada zeigt die Entwicklung, die uns in weiterer Folge zumindest für einige Tage wieder sommerliches feeling verspricht.
Ein polarer Kaltluftvorstoß über Kanada führt zu einer markanten Austrogung bis Neufundland. An der Vorderseite wird milde Luft aus südl. Breiten weit nach Norden bis Grönland geführt, wodurch östlich des Troges ein warmer Höhenkeil aufgebaut wird.
Dieser Prozess erzeugt nach den Gesetzmäßigkeiten der Atmosphäre östlich des Höhenrückens als Kompensationsvorgang – Verdrängung der dort lagernden polaren Luftmassen – im Rahmen eines „downstream developements“ eine Austrogung auf dem Atlantik bis nahe zu den Azoren:
Dem Alpenraum steht während dieser Entwicklung ein mäßig warmer und recht freundlicher Sonntag bevor.
Zu Wochenbeginn gelangt Österreich zunehmend in den Einfluß der warmen atlantischen Togvorderseite:
Die Temperaturverteilung auf der 850hPa-Fläche (ca. 1500m Höhe) spiegelt recht eindrucksvoll das Trog-Rückenmuster der nördlichen Hemisphäre zwischen dem amerikanischen und europäischen Kontinent mit der Wärmeblase über Mitteleuropa:
Verheißt uns diese Entwicklung stabiles Sommerwetter für die dritte Augustdekade?
Möglich ist es, für wahrscheinlich halte ich es nicht. Warum?
Der noch unsichere Blick durch die Glaskugel zeigt eine andauernde Zufuhr polarer Kaltluftmassen nach NO-Kanada. Als Folge werden Tiefdruckgebiete induziert, die auf den Atlantik drängen und den dortigen Trog zu einer progressiven Verlagerung auf den europäischen Kontinent zwingen.
Auch der berechnete NAO-Index unterstützt diese Interpretation, da die meridionale Zrkulation in der dritten Augustdekade rasch abgebaut wird:
Die Folge wäre eine wechselhafte atlantische Westwetterlage.
Hallo Franz,
vielen herzlichen Dank für diese zeitnahe, freundliche und fundierte Einschätzung! Freut mich sehr. Den morgigen Tag warte ich noch ab; werde andernfalls nun doch in den sauren Apfel beißen und den Start verschieben. Dank und Gruß!
Vielen Dank für Ihre Website und die hier veröffentlichten Beiträge. Spannend zu lesen! Auch für die am Bergwetter interessierten Laien. Gerne möchte ich mit dem Rad zur Überquerung der Alpen gen Gardasee aufbrechen. Geplant ist der 17. August doch nun komme ich ins grübeln, nicht doch einige Tage später zu starten. Was würden Sie empfehlen? Eine Einschätzung würde mich freuen. Besten Dank und viele Grüße!
Servus Marcus,
dein Grübeln ist berechtigt und die von mir vorgestern verfasste Analyse wäre heut weniger positiv besetzt.
Ich selbst stehe auch immer wieder vor solchen Entscheidungen, wenn ich Bergtouren plane. Ich an deiner Stelle würde verschieben.
Die Begründung: die antizyklonale Wärmeblase mit durchaus freundlichem Wettercharakter inklusive einzelner Gewitter in den Alpen während der nächsten Woche ist bei allen Modellen im wahrsten Sinne des Wortes geplatzt.
Die Ursache findet sich auf dem Atlantik und ist wieder einmal einem Cutoff zuzuschreiben.
Der in den vergangenen Modellläufen häufig gerechnete Atlantikkeil bis Grönland mit der an seiner Ostflanke verursachten Gegenströmung und Austrogung von Skandinavien über GB auf den Atlantik wird von einem Cutoff „torpediert“. Die Austrogung in Richtung Atlantik, die bei uns eine warme SW-Lage zur Folge gehabt hätte, wird durch die Vorderseite des Cutoffs verhindert und dem skandinavischen Tiefdrucksystem bleibt nur Raum nach Süden; und dort befindet sich eben ME und die Alpen.
Hier der Link zur Karte mit der simulierten Druckverteilung, auf die ich Bezug nehme:
http://modeles.meteociel.fr/modeles/gfs/runs/2014081400/gfsnh-0-126.png?0
Die Streuung in den ENS ab Mo/Di deutet noch auf große Unsicherheiten und Spielraum in der Entwicklung für die kommende Woche hin. Nach dem Feiertag wissen wir hoffentlich genauer Bescheid.
So schlecht wie diese Woche wird es kommende Woche ziemlich sicher nicht. Aber einigermaßen stabiles und gutsichtiges Schönwetter, wie du es für einen Alpencross benötigen würdest, ist auch nicht in Sicht.
Tut mit leid, dass ich dir keine bessere und verbindlichere Einschätzung machen kann.
Viele Grüße, Franz