Der meteorologischen Winter (die Monate Dezember, Jänner, Feber) ist zu Ende und wird – bezogen auf ganz Österreich – als zu milder Winter mit durchschnittlichen Niederschlagsmengen in die Statistik eingehen. Einhergehend mit den zu milden Temperaturen lagen die Tage mit Schneebedeckung in tiefen Lagen (unter 300m) weit unter einem durchschnittlichen Winter.
Die Unterschiede bei der Temperatur- und Niederschlagsabweichung vom vieljährigen Mittel bezogen auf die en Klimaperiode 1981-2010 weisen große regionale Unterschiede auf. In den folgenden Grafikkarten (Quelle ZAMG) ist dies dargestellt.
Temperaturabweichung Winter 2014/2015:
Niederschlagsabweichung Winter 2014/2015:
Der Dezember war bis Weihnachten deutlich zu mild und brachte nur im Hochgebirge Schnee. Nach Weihnachten etablierte sich ein winterlicher Abschnitt mit reichlich Schnee bis in die Niederungen. Dies dauerte bis in die zweite Hälfte der ersten Jännerdekade und wurde durch die Orkantiefs ELON und FELIX mit extrem hohen Temperaturen abrupt beendet. Die Schneedecke wurde bis über 1000m weitgehend weggetaut. Mit 21,7° wurden in Graz und Obervellach neue Temperaturrekorde verzeichnet.
In der letzten Jännerdekade stellte sich dann endlich eine winterliche Periode ein, die sowohl Schnee als auch der Jahreszeit entsprechende Temperaturen brachte und über den gesamten Feber andauerte. Während der Jänner vor allem aufgrund des extremen subtropischen Warmlufteinbruches, der die oben erwähnten Orkantiefs begleitete, zu mild bilanzierte, lag das Temperaturmittel im Feber bei oder knapp unter dem vieljährigen Mittel.
Extremwerte des Winters im oberen Triestingtal:
Zweistellige Minusgrade gab es am 30.12.2014 mit -12,8° und am 6.1.2015 mit -11,1°.
Die Höchsttemperatur habe ich am 10.1.2015 mit 16,3° gemessen.
Die größte Gesamtschneehöhe gab es am 9.2.2015 mit 55cm im Tal.
Die Schneedecke in höheren Waldlagen ab 600m ist in diesem Winter sogar überdurchschnittlich hoch.
Abschließend noch eine kurze Verifikation meiner Wintertrendprognose:
Der Frühwinter (Dezember) hat sich mit einem überdurchschnittlichen Temperaturniveau und einem Wechsel von milden und kühleren Phasen einigermaßen an meine Einschätzung gehalten.
Der von mir erwartete zu kühle Hochwinter ist allerdings nicht eingetroffen. Im Jänner hat vor allem der außergewöhnliche Wärmeschub am Ende der ersten Dekade einen Temperaturüberschuss verursacht, der in weiterer Folge nicht mehr kompensiert werden konnte.
Der Feber entsprach einem durchschnittlichen winterlichen Monat.
Die Schneemengen entsprachen in meiner Gegend (NÖ Voralpen) in etwa den Erwartungen. Aufgrund der stürmischen Verhältnisse während der Schneefallerreignisse, kam es aber zu starken Verfrachtungen (siehe Beitragsbild) und unterschiedlichsten Schneehöhen auf kleinsten Raum. Zusammenfassend bilanzieren die Waldbereiche (unterhalb 1500m) mit einer überdurchschnittlichen Schneemächtigkeit (seit Ende Jänner bis Ende Feber), während Kämme und Hochplateaus zum Teil gänzlich abgeblasen sind.
Warum kam es anders als erwartet?
Meine Prognose basierte im Wesentlichen auf Einflussfaktoren (QBO, ENSO, OPI, SAI), die aufgrund von langjährigen Messreihen mit der arktischen Oszillation in einer Korrelationsbeziehung stehen.
Die Ausgangswerte obiger Parameter im Herbst 2014 ließen eine gestörte winterliche arktische Oszillation erwarten, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für einen kalten Winter im europäischen Raum erhöht.. Im Grunde genommen hat zu einem Polarwirbelsplit mit Meridionalisierung der nordhemisphärischen Zirkulation und polaren Kaltluftausbrüchen auf den europäischen Kontinent nicht viel gefehlt. Für ein Major Warming in der Stratosphäre mit Zonalwindumkehr im Polbereich der Stratosphäre und dann etwas verzögert in der Wetterküche der Troposphäre hat es knapp nicht gereicht. Mehrere Minor Warmings haben den Polarwirbel zwar immer wieder geschwächt und winterliche Abschnitte eingeleitet, zu einem nachhaltigen Polarwirbelsplit mit der Zufuhr arktischer oder kontinentaler Kaltluftmassen ist es aber über Mitteleuropa nie gekommen. Der steuernde Polarwirbel konnte sich nordöstlich von Kanada immer wieder regenerieren und bracht weiten Teilen Nordamerikas nach 2013/2014 einen weiteren Jahrhundertwinter 2014/2015.
Mein Resumee:
Trotz bester Rahmenbedinungen für einen kalten Winter mit längeren Nord- bzw. NO-Lagen hat sich über der nördlichen Hemisphäre von Nordamerika bis Europa die Grundstruktur des letzten Winters immer wieder durchgesetzt.
Die Erhaltungsneigung war stärker!
Den Unterschied machte nur das mächtigere Azorenhoch, das sich weiter nach Norden ausdehnte und Mitteleuropa mehrmals die „kalte Schulter“ zeigte. Dieser Unterschied brachte mit NW-Lagen den mittleren und höhere Lagen im Nordstau ausreichend Schnee während im Gegensatz zum Vorjahr die Südstauwetterlagen ausblieben.